Wegen eines Antikriegsbilds seiner Tochter zum Ukraine-Krieg muss ein Russe zwei Jahre ins Straflager. Noch vor dem Urteil flüchtete er aus seinem Hausarrest.
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Ein Gericht in Russland hat am Dienstag einen alleinerziehenden Vater zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, weil er in den sozialen Medien den Krieg in der Ukraine kritisiert hatte. Die Behörden waren auf den Fall aufmerksam geworden, weil seine 13-jährige Tochter in der Schule ein Antikriegsbild gezeichnet hatte, wie der Anwalt des Mannes und lokale Aktivisten berichteten. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Russe muss zwei Jahre ins Straflager, weil seine Tochter den Ukraine-Krieg kritisiert.
  • Das Mädchen wurde wegen eines Antikriegsbilds ins Kinderheim gebracht.
  • Unabhängige Medien berichten von einem inszenierten Verfahren.
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In Russland ist ein alleinerziehender Vater nach einem Antikriegsbild seiner Tochter am Dienstag zu zwei Jahren Straflager verurteilt worden. Der 54-Jährige war aber noch vor der Verkündung des Urteils aus dem Hausarrest geflohen. Das bestätigte eine Gerichtssprecherin.

Als die Nachricht von seiner Flucht bekannt wurde, gab es im Gerichtssaal der Stadt Jefremow südlich von Moskau Applaus. Der Mann stand wegen «wiederholter Diskreditierung der russischen Armee» im Ukraine-Krieg vor Gericht.

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Der Fall hat in Russland für einiges Aufsehen gesorgt. Die minderjährige Tochter war wegen ihres Bildes ins Kinderheim gebracht worden. Offiziell drehen sich die Vorwürfe gegen den Vater um Einträge in sozialen Netzwerken.

Dort soll er mehrfach Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine kritisiert haben. Der Mann bestritt das. Er behauptet, der Zugang zu seinem Computer sei ohne sein Wissen von anderen genutzt worden.

Gesetze seit Ukraine-Krieg schärfer

Russland hatte im Ukraine-Krieg die Gesetze verschärft und Kritik an der Armee unter Strafe gestellt.

Der Fall geriet durch ein Bild seiner Tochter im Zeichenunterricht ins Rollen: Als die Lehrerin die Kinder aufforderte, Bilder zur Unterstützung der Streitkräfte in der Ukraine zu malen, zeichnete die damals Zwölfjährige eine russische und ukrainische Flagge, die sie mit den Slogans «Nein zum Krieg» und «Ruhm der Ukraine» versah.

Die Schule rief die Polizei. Daraufhin wurde der Vater einen Tag später erstmals auf die Polizeistation gebracht und eine Geldstrafe gegen ihn verhängt.

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Russland hatte im Ukraine-Krieg die Gesetze verschärft und Kritik an der Armee unter Strafe gestellt. - keystone

Als im Winter auch kriegskritische Kommentare seiner Tochter im Internet auftauchten, durchsuchten die Behörden seine Wohnung und leiteten das Strafverfahren ein. Im Gerichtssaal sassen mehrere Frauen, die seine Freilassung forderten. Es gab aber auch Frauen, die eine Haftstrafe verlangten.

Unabhängige Medien berichteten aus dem Gerichtssaal von einem inszenierten Verfahren mit einstudierten belastenden Aussagen vermeintlicher Zeugen. Es seien keine Beweise vorgelegt worden. Der Kremlkritiker Michail Chodorkowski kommentierte, dass der Machtapparat den Vater nutze, um das vom Gesetz nicht zu belangende Kind doch zu bestrafen.

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