Im Ukraine-Krieg setzen die Russen auch Streumunition ein. Der befehlende Russen-General kennt man von seinen Schreckens-Taten in Syrien.
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Ein Mann untersucht am 11. Mai 2022 den Explosionskrater in der Innenstadt des Dorfes Slatino in der Region Charkiw. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Laut Human Richts Watch und «CNN» wurde Charkiw im Februar mit Streumunition angegriffen.
  • Hauptverantwortlicher hinter den Angriffen soll Generaloberst Alexander Schurawljow sein.
  • Im Syrien-Krieg setzte er innerhalb eines Monats 137-mal Streumunition in Aleppo ein.

Schon zweieinhalb Monate dauert der Ukraine-Krieg an. Um den von Wladimir Putin gewünschten Sieg zu erreichen, scheint den russischen Truppen jedes Mittel recht zu sein.

Davon zeugt etwa das Massaker in der ukrainischen Stadt Butscha. Es mehren sich aber auch Berichte über den Einsatz von Streumunition von russischer Seite.

Auch in Charkiw kam es nach Angaben von Human Rights Watch (HRW) und «CNN» bereits Ende Februar zu Streubomben-Angriffen. «CNN» habe mindestens elf solcher Angriffe zurückverfolgen können. Demnach habe das 79. russische Raketenartillerie-Bataillon diese Attacken aus der russischen Region Belgorod ausgeführt.

Putins General steigerte in Syrien Streumunition-Einsatz massiv

Dieses stehe im Ukraine-Krieg unter dem direkten Kommando von Generaloberst Alexander Schurawljow. Gemäss Experten sei er die einzige Person in dieser Region, die einen Einsatz von Streubomben autorisieren könne.

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Wladimir Putin schüttelt Generaloberst Alexander Schurawljow die Hand. Dieser soll im Ukraine-Krieg für mehrere Angriffe mit Streumunition verantwortlich sein. - Twitter/@BenDoBrown

Der 56-Jährige machte sich vor allem im Syrien-Krieg einen Namen. Bevor er dort 2016 als Kommandant eine Einheit übernahm, hatte sich die russische Armee schwergetan. Vor allem bei der Eroberung der von Rebellen besetzten Stadt Aleppo.

Unter Schurawljows Kommando intensivierten die Russen damals ihre Angriffe und eroberten die syrische Stadt. Die von ihm angewandte Strategie forderte nicht nur viele Todesopfer, sondern war fortan kennzeichnend für Russlands Strategie in Syrien. Das Motto: Belagern, aushungern lassen, bombardieren und zur Aufgabe zwingen.

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Aleppo am 2. Januar 2017. In Aleppo setzten russische Truppen under dem Kommando Schurawljows sehr viel Streumunition ein. (Archivbild) - keystone

Und mit Schurawljow stieg der Einsatz von Streumunition in Aleppo dramatisch an. In nur einem Monat zwischen September und Oktober 2016 setzten die russischen Truppen in der Stadt 137-mal Streumunition ein. Das entsprach einer Zunahme von 791 Prozent im Vergleich zum Durchschnitt der vorangehenden acht Monate.

HRW: Im Ukraine-Krieg wohl so viel Streumunition wie zuletzt 2006

Mark Hiznay, Waffenexperte und stellvertretender HRW-Waffendirektor schätzt, dass im Ukraine-Krieg so viel Streumunition eingesetzt werde, wie wohl zuletzt 2006. Laut UN-Angaben warf die israelische Armee damals rund 4 Millionen Streumunition über dem Süden Libanons ab.

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«Über der Fläche eines Fussballfeldes explodieren dabei wie aus dem Nichts 72 Submunitionen», erklärt Hiznay. «Darum werden die Menschen buchstäblich beim Laufen von diesen Dingern niedergestreckt. Sie verursachen nicht viele Verbrennungen oder grosse Explosionsverletzungen. Es kommt einfach zu hässlichen, blutigen Splitterverletzungen.»

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Streubomben-Submunition ist am 11. Mai 2022 im Dorf Slatino in der Region Charkiw zu sehen.
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Die neuen Waffen sollen der Ukraine helfen, den Krieg gegen Russland zu gewinnen.
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Als Streumunition werden Raketen und Bomben bezeichnet, die in der Luft über dem Ziel bersten und viele kleine Sprengkörper freisetzen. (Symbolbild)

110 Länder sehen den Streumunition-Einsatz als Verstoss gegen das Völkerrecht. Denn: Streumunition setzt Dutzende bis Hunderte Submunition frei. Diese kann Fleisch, Metall und Wände zerfetzen, explodiert aber vielfach beim Aufprall noch gar nicht.

So entstehen tödliche Landminen, welche die Zivilbevölkerung noch jahrelang bedrohen können. Doch weder Russland noch die Ukraine gehören zu diesen 110 Ländern.

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