Putin lässt «Komödie» über Ukraine-Krieg drehen
Nach vier Jahren Offensive greift der Kreml zu neuen Propaganda-Mitteln. Mit einer «Komödie» will man die kriegsmüde Bevölkerung zum Lachen bringen.

Das Wichtigste in Kürze
- Mit einer Komödie will der Kreml den Krieg gegen die Ukraine verharmlosen.
- Die russische Bevölkerung zeigt sich derweil entsetzt und kritisiert das Vorhaben offen.
- Die Serie soll mit Geldern aus der Staatskasse finanziert werden.
Bald vier Jahre her ist der russische Einmarsch in die Ukraine und damit der Beginn der Kriegsoffensive, die weiter andauert. Nun sucht der Kreml offenbar nach neuen Wegen, den Krieg gegen die Ukraine zu verharmlosen.
Dabei wird zu einem heiklen Mittel gegriffen: Humor. Die geplante Comedy-Serie «Die andere Seite der Medaille» soll dem brutalen Angriffskrieg einen leichten, kameradschaftlichen und beinahe gemütlichen Beigeschmack geben.
Die Serie soll vom Alltag russischer Soldaten an der Front erzählen. Das schreibt die kremlkritische russische «Moscow Times». Statt Zerstörung und Tod sollen lachende Kämpfer und gutmütige Kommandanten gezeigt werden.
Finanzielle Unterstützung aus der Staatskasse
Produziert wird das Format mit der Unterstützung einer Kreml-nahen Organisation. Dafür sollen Milliarden Rubel aus der Staatskasse fliessen. Eine Kriegs-Komödie mit Rückendeckung aus dem Kreml – ein Novum in der russischen Propaganda.
Denn: Bei anderen Kriegen wurden keine Komödien gedreht. Vor allem aber nicht mit der finanziellen Unterstützung des Staats.
Noch wurde die Serie nicht breit ausgestrahlt. Nach der Produktionsphase soll sie allerdings über russische Fernsehsender, insbesondere den Kreml-nahen Sender TNT, und Streaming-Plattformen gezeigt werden.
Die Logik dahinter ist simpel. Was sich nicht aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängen lässt, soll entschärft werden. Eine Komödie soll die Zuschauer zum Lachen bringen. Als Gegenmittel gegen Angst, Erschöpfung und Zweifel.
Sogar Kriegsbefürworter kritisieren Comedy-Serie
Doch der Plan scheint nicht aufzugehen. Selbst in Russland regt sich entsetzter Widerstand. Das Projekt wird von prominenten Kriegsbefürwortern offen kritisiert.
Michail Iwanow, stellvertretender Vorsitzender des weltrussischen Volksrates und Abgeordneter einer Kremlpartei, bezeichnete die Serie als «zutiefst fehlerhaft und unmoralisch».
Es sei untragbar, sich über einen Krieg lustig zu machen, in dem Mütter und Ehefrauen ihre Söhne und Männer verlieren.
Auch in den sozialen Medien ist der Unmut gross. Die Diskussionen, ob der Regisseur je selbst an der Front gewesen sei, häufen sich. Ob er wüsste, wie es sei, Kameraden sterben zu sehen oder Verwundete im Arm zu halten.
Für die Angehörigen dürfte der Versuch der Regierung, die Tragödie in eine Sitcom zu verwandeln, ein Schlag ins Gesicht sein. Ob das der perfekte Zeitpunkt für Ironie sei, fragen sie sich.




















