Die Türkei hat im Nordirak einen grossangelegten Einsatz gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK begonnen.
Hulusi Akar
Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar (l) schaut sich mit Armeekommandeuren eine Militäroperation an. - dpa-infocom GmbH
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Türkei hat in Nordirak einen Einsatz gegen die PKK begonnen.
  • Laut einem Medienbericht sind mehr als 150 Ziele beschossen worden.
  • Als Reaktion darauf hatte der Irak den türkischen Botschafter in Bagdad eingestellt.

Seit Wochen geht die Türkei verstärkt gegen die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK vor. Nun beginnt sie einen grossangelegten Einsatz im Nordirak, wo die Organisation ihr Hauptquartier hat. Die «heldenhaften Kommandos sind in Haftanin», schrieb das Verteidigungsministerium heute auf Twitter.

Sie würden unter anderem von Kampfdrohnen und Helikoptern unterstützt. Als Haftanin bezeichnet die Türkei eine Grenzregion im Nordirak. Hunderte Soldaten seien am frühen Mittwochmorgen von der Türkei aus, unter anderem mit Helikoptern, auf irakisches Gebiet gebracht worden. Dies berichtete der Staatssender TRT.

Die Operation «Tigerkralle» sei nach Beschuss der PKK und «anderer Terroristen» auf türkische Stellungen gestartet worden. Dies teilte das Ministerium in Ankara weiter mit. Die Türkei übe ihr legitimes Recht auf Selbstverteidigung aus.

150 Ziele beschossen

Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete, mit Artilleriefeuer seien mehr als 150 Ziele beschossen worden. Eine Reaktion der kurdischen Regionalregierung im Nordirak lag zunächst nicht vor.

Turkey Iraq
Kämpfer der verbotenen türkischen Arbeiterpartei PKK gehen durch die beschädigten Strassen von Sinjar. - keystone

Die PKK hat in den nordirakischen Kandil-Bergen ihr Hauptquartier. Sie gilt in der Türkei, der EU und den USA als Terrororganisation.

In den letzten Wochen hatte die Türkei ihre Militäreinsätze gegen die PKK in der Südosttürkei verschärft. Zudem wurden auch immer wieder Ziele im Nordirak bombardiert. Erst am Montagmorgen hatte die türkische Luftwaffe schwere Angriffe im Nordirak geflogen.

Irak hat türkischen Botschafter einbestellt

Dieser «Adlerkralle» genannte Einsatz richtete sich unter anderem gegen Ziele in den Kandil-Bergen und in Sindschar. Iraks Armeeführung hatte die Angriffe als «provokatives Verhalten» verurteilt. Die irakische Regierung in Bagdad hatte am Dienstag den türkischen Botschafter einbestellt, um gegen die Luftangriffe zu protestieren.

Der türkische Staat und die PKK bekämpfen sich seit Jahrzehnten. Im Juli 2015 war ein Waffenstillstand gescheitert. Seitdem fliegt das türkische Militär wieder regelmässig Angriffe gegen die PKK im Nordirak und in der Südosttürkei. Die PKK wiederum verübt Anschläge.

Arbeiterpartei Kurdistans
Anhänger der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) demonstrieren in Lebanon mit Flaggen von Parteimitbegründer Abdullah Öcalan. - Keystone

Gemäss der Denkfabrik International Crisis Group wurden in dem Konflikt seit dem Ende des Waffenstillstands 2015 fast 5000 Menschen getötet. Darunter seien rund 1200 Sicherheitskräfte, fast 3000 PKK-Kämpfer sowie fast 500 zivile Todesopfer.

Die Zivilisten seien insbesondere bei Gefechten zwischen den beiden Seiten in der Südosttürkei oder bei Bombenanschlägen der PKK getötet worden.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

TwitterEULuftwaffeBotschafterRegierungStaatPKK