Nach den Anschlägen in Afghanistan mit dutzenden Toten drohen die Spannungen zwischen den radikalislamischen Taliban und der Regierung erneut zu eskalieren.
Verletzte Trauergäste werden nach Anschlag weggebracht
Verletzte Trauergäste werden nach Anschlag weggebracht - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zahl der Todesopfer der Anschläge vom Dienstag steigt auf 56.

Die Taliban warnten am Mittwoch, sie seien im Falle eines Angriffs von Regierungstruppen bereit zurückzuschlagen. Die Zahl der Todesopfer der beiden Attacken vom Dienstag stieg derweil nach Behördenangaben auf insgesamt 56. Die Bundesregierung verurteilte die Anschläge und rief zu einer «echten Waffenruhe» auf.

Bei zwei Anschlägen waren am Dienstag dutzende Menschen getötet worden. Die Zahl der Todesopfer der Attacke auf eine Entbindungsklinik in Kabul stieg am Mittwoch auf mindestens 24, darunter auch Babys und Krankenschwestern. 16 weitere Menschen wurden verletzt. Zu dem Angriff bekannte sich zunächst niemand.

Bei einem zweiten Anschlag auf eine Beerdigungszeremonie in der Provinz Nangarhar, zu dem sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannt hat, wurden nach jüngsten Behördenangaben vom Mittwoch 32 Trauergäste getötet und 132 weitere verletzt.

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin erklärte am Mittwoch, die Bundesregierung verurteile die Anschläge «auf das Schärfste». Es sei «besonders perfide, Mütter und Neugeborene zum Ziel zu machen». Die Bundesregierung fordere alle Seiten mit Nachdruck zu einer «echten Waffenruhe» auf.

Der afghanische Präsident Aschraf Ghani machte für beide Taten die Taliban und die IS-Miliz verantwortlich und ordnete die Wiederaufnahme der militärischen Offensive der Regierungstruppen gegen aufständische Gruppen an.

Die Taliban bestreiten eine Beteiligung an den Anschlägen und warnten am Mittwoch, sie seien «voll und ganz vorbereitet», um auf Angriffe der afghanischen Streitkräfte zu reagieren. Sollte es zu einer «weiteren Eskalation der Gewalt» kommen, sei allein die Regierung dafür verantwortlich, hiess es in einer Mitteilung.

Ein Regierungssprecher wies die Warnung zurück und erklärte, die Gruppe habe immer zu «Gewalt und Krieg» geneigt und könne ihre Beteiligung auch an den jüngsten Vorfällen nicht leugnen.

Damit steht die Zukunft des im Februar eingeleiteten Friedensprozesses in Afghanistan, der ohnehin als fragil gilt, verstärkt in Frage. Die USA und die Taliban hatten am 29. Februar in Doha ein historisches Abkommen unterzeichnet. Es soll den Weg für einen dauerhaften Frieden in Afghanistan ebnen.

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