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Studie: Viele Corona-Hilfsmassnahmen dürften eher Männern als Frauen nutzen

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Deutschland,

Die milliardenschweren Corona-Hilfsmassnahmen der Bundesregierung haben einer Studie zufolge die bestehenden Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen etwa auf dem Arbeitsmarkt oder im Steuer- und Sozialsystem kaum berücksichtigt.

Homeoffice mit Homeschooling
Homeoffice mit Homeschooling - AFP/Archiv

Das Wichtigste in Kürze

  • Abschätzung von Gesetzesfolgen auf Gleichstellung «nicht effektiv vorgenommen».

Zu erwarten sei daher, dass mit Umsetzung der Hilfen Schieflagen in der Gleichstellung von Frauen und Männern noch weiter vergrössert werden, hiess es in der von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie. Demnach dürften 38 Prozent der untersuchten Massnahmen Männern eher nutzen als Frauen.

Für 21 Prozent sei der absehbare Nutzen aber auch für Frauen grösser einzuschätzen als für Männer, hiess es in der am Donnerstag veröffentlichten Studie weiter. Bei rund 41 Prozent der Hilfsmassnahmen sei der Nutzen für beide Geschlechter gleich gross einzuschätzen. Die Forscherin Regina Frey untersuchte die Auswirkungen von 108 Massnahmen aus den drei zentralen Corona-Hilfspaketen der Bundesregierung - etwa Kurzarbeitergeld, Kinderbonus, Kaufprämie für Elektroautos oder Förderung der Quantentechnologie.

Laut Studie haben die Hilfsmassnahmen, die absehbar eher Männern nutzen, oft ein besonders grosses finanzielles Volumen. Und: Fast die Hälfte der Massnahmen habe eine «indirekte, längerfristige Wirkung auf die Schaffung zusätzlicher Beschäftigung» - davon entfalle aber ein Grossteil auf Branchen, in denen aktuell vor allem Männer arbeiten wie die Energiewirtschaft oder die Informationstechnologie.

Die Studienergebnisse «zeigen, dass viele Massnahmen so aufgesetzt waren, dass sie seltener und in geringerem Umfang Frauen nutzen als Männern», sagte Bettina Kohlrausch, wissenschaftliche Direktorin des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Böckler-Stiftung. «Auch wenn die Entscheidungen unter hohem Zeitdruck erfolgen mussten, wurde die unbedingt notwendige und längst vorgeschriebene Abschätzung von Gesetzesfolgen auf die Gleichstellung ausgerechnet bei diesen Multi-Milliarden-Paketen offenbar nicht effektiv vorgenommen.»

Kohlrausch folgerte: «Für die neue Bundesregierung gibt es in Sachen Gleichstellungspolitik viel zu tun.» Neben einer «deutlich besseren Evaluierung von Gesetzesfolgen» müsse die Politik auch die «mehr existenzsichernde Beschäftigung für Frauen» fördern. Dazu gehörten weitere kräftige Investitionen in öffentliche Kinderbetreuung und den Sozial- und Pflege-Sektor insgesamt sowie auch der Abbau von falschen Anreizen wie die Privilegierung von Minijobs und das Ehegattensplitting.

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