Spendenaktion für junge deutsche Kapitänin nach ihrer Festnahme

Das Rettungsschiff der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch lief in der Nacht auf Samstag den Hafen von Lampedusa an. An Bord waren 40 Migranten.

Die Kapitänin Carola Rackete ist nach ihrer Ankunft von der Polizei verhaftet worden. Die Verhaftung bestätigte unter anderem ein Presse-Sprecher von Sea-Watch.

Die Kapitänin Rackete wurde von Anwohnern und Aktivisten mit Jubel, aber auch Beschimpfungen empfangen.

Schande», «Handschellen!» und «Hau ab!», riefen einige. Andere zollten ihr Respekt, darunter der italienische Schriftsteller und Mafia-Experte Roberto Saviano: «Carola, danke, dass du dich in diesen Kampf der Zivilisation geworfen hast.»

Carola Rackete drohen wegen Widerstands gegen ein Kriegsschiff bis zu zehn Jahre Gefängnis. Nach Angaben der italienischen Polizei steuerte sie ihr Schiff ohne Rücksicht an einem Polizei-Schnellboot vorbei. Ein Manöver, für das Rackete sich später entschuldigte. Das Anlegen im Hafen sei «kein Akt der Gewalt, sondern nur des Ungehorsams» in einer verzweifelten Situation gewesen, sagte Rackete.

Auf ihrer bislang letzten Mission nahm die «Sea-Watch 3» am 12. Juni vor der Küste Libyens 53 Flüchtlinge an Bord. 13 von ihnen durften zwischenzeitlich nach Italien gebracht werden.

Mit 40 weiteren Migranten an Bord harrte das Schiff bis zuletzt vor Lampedusa aus. In der Nacht zum Samstag dann verlor Rackete die Geduld und nahm Kurs auf den Hafen.

Italiens Innenminister Matteo Salvini und seine Regierung wehren sich gegen Kapitäne, Eigner und Betreiber von Flüchtlingsschiffen. So droht die Regierung mit bis zu 50'000 Euro Strafe sowie juristischer Verfolgung und Beschlagnahmung der Schiffe.

In Rackete sieht er eine «Nervensäge», die «auf dem Rücken von Einwanderern» einen politischen Kampf führt. Salvini feierte ihre Verhaftung auf Twitter.

Auf Twitter haben Klaas Heufer-Umlauf und Jan Böhmermann bekannt gegeben, dass sie eine Spendeaktion für Rackete starten.

Auf der Spenden-Website schreiben sie, dass jemand, der Menschenleben rette, kein Verbrecher sei. «Wer sein Leben einsetzt, um das Leben anderer zu retten, wird niemals ein Verbrecher sein!»

Die Spendenaktion scheint erfolgreich zu sein. Am Sonntag-Nachmittag wurden bereits über 485'000 Euro (umgerechnet 539'500 Franken) gespendet, über 18'000 Menschen haben sich beteiligt.

Auf Youtube haben die die Moderatoren ausserdem ein gut fünfminütiges Video veröffentlicht. Sie zeigen sich erschüttert über die Verhaftung Racketes und die Geschehnissen auf der Insel Lampedusa.