Die Migranten der «Sea-Watch 3» durften von Bord gehen und wurden in eine Auffanglager gebracht. Die deutsche Kapitänin muss mit Konsequenzen rechnen.
«Sea-Watch 3» - Kapitänin Carola Rackete
Carola Rackete aus Kiel, deutsche Kapitänin der «Sea-Watch 3», aufgenommen an Bord des Rettungschiffs. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Kapitänin Carola Rackete (31) wurde auf Lampedusa (I) verhaftet.
  • Sie hatte mit dem Schiff «Sea-Watch-3» 40 Flüchtlinge an Bord nach Lampedusa mitgenommen.

Nach mehr als zwei Wochen auf offener See hat das Rettungsschiff der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch mit 40 Migranten an Bord im Hafen der italienischen Insel Lampedusa angelegt.

Sea-Watch-Sprecher Ruben Neugebauer sagte der Deutschen Presse-Agentur am frühen Samstagmorgen, die Kapitänin der «Sea Watch 3», Carola Rackete, sei von der Polizei nach dem Anlegen festgenommen worden.

Die 40 Flüchtlinge, die Mitte Juni aus einem Schlauchboot vor der Küste Libyens gerettet worden waren, durften von Bord gehen und wurden in ein Auffanglager auf der Insel gebracht.

Carola Rackete würden von der Staatsanwaltschaft im sizilianischen Agrigent unter anderem Beihilfe zur illegalen Einwanderung und Verletzung des Seerechts vorgeworfen.

Der Streit über die Aufnahme der aus Seenot geretteten Flüchtlinge der «Sea-Watch 3» entwickelt sich immer mehr zu einer direkten Auseinandersetzung zwischen Rackete und dem rechtspopulistischen Innenminister Matteo Salvini. «Die Gesetzlose verhaftet. Piratenschiff beschlagnahmt. Grosse Strafe für ausländische Nicht-Regierungsorganisation. Flüchtlinge alle auf andere europäische Länder verteilt. Mission erfüllt», twitterte Salvini am Samstag.

Mehr als 40 Flüchtlinge an Bord

Mit Ermittlungen gegen die Kapitänin war gerechnet worden. Rackete war Mitte der Woche mit der «Sea-Watch 3» mit mehr als 40 Migranten an Bord trotz Verbots der Regierung in Rom in italienische Gewässer gefahren. Das Schiff lag am Freitag immer noch vor der Insel Lampedusa.

Sea Watch
Die «Sea-Watch 3» auf einem Video-Bild vom Donnerstag. - LOCALTEAM/AFP/Archiv

Rackete wurde in der Nähe von Kiel geboren und hat in Niedersachsen gelebt. Eine offizielle Bestätigung zu Ermittlungen sei ihr noch nicht überstellt worden, sagte die 31-Jährige. Es sei ihnen aber gesagt worden, dass eine Lösung für die Migranten bevorstehe.

Die Organisation twitterte am Samstagmorgen, man habe vor fast 60 Stunden den Notstand ausgerufen. «Niemand hörte uns zu. Niemand übernahm Verantwortung. Einmal mehr ist es an uns, (...), die 40 Geretteten in Sicherheit zu bringen.»

Sea Watch-Geschäftsführer Johannes Bayer lobte Rackete: «Wir sind stolz auf unsere Kapitänin, sie hat genau richtig gehandelt. Sie hat auf dem Seerecht beharrt und die Menschen in Sicherheit gebracht», schrieb er auf Twitter.

Italiens Regierungschef Giuseppe Conte hatte angekündigt, dass drei bis vier Länder bereit zur Aufnahme seien.

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