Riesenwellen auf Teneriffa: Wie entstehen sie?
Riesenwellen haben Teneriffa getroffen und drei Menschen getötet. Wie entstehen diese gefährlichen Wassermassen und warum sind die Kanaren besonders betroffen?

Die spanische Urlaubsinsel Teneriffa wurde am vergangenen Wochenende von gewaltigen Wassermassen heimgesucht. Meterhohe Wellen schlugen über Hafenmolen und Uferpromenaden hinweg und rissen Menschen ins Meer.
Das Ausmass der Katastrophe wurde erst nach und nach deutlich, als Rettungskräfte mit Hubschraubern und Booten im Einsatz waren. An verschiedenen Stellen der Insel spielten sich dramatische Szenen ab, während die Einsatzkräfte um jedes Menschenleben kämpften.
Drei Todesopfer und zahlreiche Verletzte durch Riesenwellen auf Teneriffa
Drei Menschen verloren ihr Leben in den tosenden Fluten. Eine 79-jährige Niederländerin erlag in Puerto de la Cruz einem Herzstillstand, nachdem sie von einer Riesenwelle erfasst worden war.
Insgesamt wurden 15 weitere Personen verletzt und mussten teilweise in Krankenhäusern behandelt werden. Unter den Verletzten befanden sich auch drei Deutsche sowie sechs französische Touristen.
Videos in sozialen Netzwerken zeigten das dramatische Geschehen: Menschen standen auf Kaimauern und fotografierten, als plötzlich riesige Wellen über sie hereinbrachen. Laut der «Tagesschau» hatten die Behörden explizit davor gewarnt.
Die Physik der Wellenüberlagerung: So entstehen Riesenwellen
Die Entstehung von Riesenwellen beruht auf komplexen physikalischen Prozessen der Welleninterferenz. Wenn sich mehrere Wellensysteme überlagern, können sie sich konstruktiv verstärken und dabei Wassermassen von aussergewöhnlicher Höhe erzeugen.
Besonders gefährlich wird es, wenn Dünung aus verschiedenen Richtungen auf lokalen Seegang trifft. Die langwellige Dünung, die von weit entfernten Stürmen stammt, überlagert sich mit den kürzeren, windgetriebenen Wellen vor der Küste.

Laut «Pro Physik» lassen sich diese Modulationsinstabilitäten von Wasserwellen damit präzise modellieren und sogar im Labor reproduzieren.
Dünung: Fernwirkung atlantischer Stürme
Die Dünung spielt eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Riesenwellen vor Teneriffa. Diese langwelligen Wasserbewegungen entstehen durch Stürme, die hunderte oder sogar tausende Kilometer entfernt im Atlantik wüten.
Im Gegensatz zu lokalen Windwellen besitzt die Dünung deutlich grössere Wellenlängen und eine ausgerundete Form. Sie kann völlig unabhängig von den örtlichen Windverhältnissen auftreten und selbst bei Windstille für gefährliche Brandung sorgen.
Wenn diese energiereichen Dünungswellen auf die steilen Küsten der Vulkaninseln treffen, brechen sie erst kurz vor dem Land. Dem «Spiegel» zufolge ist dieses Phänomen besonders im Herbst und Winter auf den Kanaren zu beobachten.
Geografische Faktoren und Meeresströmungen
Die besondere Lage der Kanarischen Inseln im offenen Atlantik macht sie besonders anfällig für Riesenwellen. Die Inseln ragen als vulkanische Erhebungen steil aus dem tiefen Ozean empor.

Meeresströmungen können die Wellenbildung zusätzlich verstärken, indem sie die Wellen zusammendrücken und ihre Energie konzentrieren. Wenn Dünung gegen eine Strömung anläuft, werden die Wellen kürzer, steiler und höher.
Die komplexe Topografie des Meeresbodens rund um Teneriffa schafft unterschiedliche Strömungsverhältnisse. Laut «Welt der Physik» sind Küstenzonen mit stark schwankenden Meerestiefen besonders anfällig für das Auftreten unberechenbar grosser Wellen.
Warnsysteme und Vorhersagemodelle
Moderne Wettervorhersagesysteme können das Auftreten von Riesenwellen mittlerweile relativ zuverlässig prognostizieren. Der spanische Wetterdienst AEMET veröffentlicht regelmässig Warnungen vor gefährlichem Seegang und hohen Wellen.
Satellitenmessungen und Radarüberwachung ermöglichen es, Wellensysteme bereits auf hoher See zu verfolgen und ihre Entwicklung zu prognostizieren. Besonders im Nordatlantik und Nordpazifik werden Extremwellen häufig von Radarsatelliten erfasst und dokumentiert.
Trotz aller technischen Fortschritte bleiben Riesenwellen teilweise unvorhersagbar, da sie auch spontan durch lokale Wellenüberlagerungen entstehen können.











