Papst Leo XIV. wird laut Experte Linie von Franziskus fortsetzen
Papst Leo XIV. wird laut Experten die Linie von Franziskus fortsetzen – mit eigenen Akzenten im Stil.

Unter Papst Leo XIV. dürfte es in der katholischen Kirche zu keinen harten Brüchen kommen. Nach Ansicht eines Experten wird der neue Papst der Linie seines Vorgängers Franziskus folgen. Allerdings mit Verschiebungen in Stil und Akzenten.
«‹Bob› Francis Prevost wurde ja von Papst Franziskus in den Vatikan geholt, zu einem seiner engsten und wichtigsten Behördenleiter und schliesslich zum Kardinal gemacht», sagte Daniel Bogner, Professor für Moraltheologie und Ethik an der Universität Freiburg.
Er stehe für die wesentlichen Programmpunkte aus dem Pontifikat von Franziskus: eine zuhörende Kirche, die der Vielfalt der Weltgesellschaft Raum gibt und sich besonders von deren Rändern, den Ärmsten und Ausgegrenzten, her versteht.
Frauen in Leitungsämtern
So geht Bogner etwa davon aus, dass der neue Papst weiterhin auch hohe Leitungsämter mit Frauen besetzen wird. Zugleich werde er sich mit der Erwartung konfrontiert sehen, auch den Weihezugang für Frauen zu ermöglichen.
«Hier wird er unter grössten Spannungen stehen. Da auf der einen Seite nun Bischöfe und sogar Vorsitzende bedeutender Bischofskonferenzen (wie der deutschen) die Weihe von Frauen fordern», sagte Bogner.
Im Bereich Missbrauchsaufarbeitung sieht Bogner keinen Spielraum für Stillstand: «Er kann gar nicht anders, als weiterzugehen im Prozess der Aufklärung und der Aufarbeitung.» Nachdem Papst Franziskus das Thema überhaupt zu einem Thema der Weltkirche gemacht habe, müsse es nun zu wirklich verbindlichen Schritten kommen.
Prophetische Impulse in Strukturen übersetzen
Konkrete Handlungen traut Bogner dem neuen Papst zu. «Ich gehe davon aus, dass er mehr Wert darauf legen wird, die eher prophetischen Impulse, die Franziskus gesetzt hat, in Prozesse und Strukturen dieser Institution hinein zu übersetzen», sagte der Experte.
Dabei könne es Enttäuschungen wie auch Überraschungen geben. Leo XIV. trete mit einer Mischung aus Bescheidenheit und Klarheit auf.
Amerikanischer Papst mit globaler Perspektive
Und: «Seine Haltung in den ersten Auftritten als Papst wirkt einladend und zugleich bestimmt.» Auch wenn er aus den USA komme, wisse er aus langer eigener Erfahrung.
«Er scheint zu wissen, was sein Amt von ihm verlangt», sagte Bogner über den neuen Papst. «Er wird wissen, dass es eine Sackgasse ist irgendetwas als ‹first› zu reklamieren.» Das alles spricht für ihn.