Wer nicht aufklären will, muss Dreck am Stecken haben: Nach diesem Motto verhängt die EU nun Sanktionen im Fall Nawalny. Es bleibt Luft für weitere Massnahmen.
Wladimir putin
Alexander Bortnikow (v.l.n.r.), Leiter des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, Präsident Wladimir Putin und Sergei Naryschkin, Leiter des russichen Auslandsgeheimdienstes SWR. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Mitte August wurde der Kremlkritiker Alexej Nawalny Opfer eines Nowitschok-Anschlages.
  • Russland weist die Schuld zwar von sich, klärt aber auch nicht weiter auf.
  • Jetzt hat die EU die zuvor beschlossenen Sanktionen in Kraft gesetzt.

Ende August musste der Kremlkritiker Alexej Nawalny wegen eines Giftanschlages nach Deutschland überführt werden. Jetzt hat die EU die beschlossenen Sanktionen gegen Gefolgsleute des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Kraft gesetzt.

Zu den Betroffenen zählen unter anderem Inlandsgeheimdienst-Chef Alexander Bortnikow sowie der Vizechef der Präsidialverwaltung, Sergej Kirijenko. Die Informationen stammen aus dem Amtsblatt der Europäischen Union vom Donnerstag.

Unternehmer mit Nawalny verfeindet

Zudem steht ab sofort auch der Putin-Vertraute Jewgeni Prigoschin auf der EU-Sanktionsliste. Dem Milliardär und früherem Koch des Präsidenten werden offiziell Verstösse gegen das UN-Waffenembargo gegen Libyen vorgeworfen.

Prigoschin hat zudem auch Verbindungen zu Nawalny. So wirft Nawalny Prigoschin korrupte Machenschaften vor, womit er sich den einflussreichen Unternehmer zu einem mächtigen Feind gemacht hat.

Auch Forschungsinstitut mit Sanktionen verhängt

Die EU-Strafmassnahmen umfassen Einreiseverbote und Vermögenssperren. Zudem dürfen Europäer mit den Betroffenen keine Geschäfte mehr machen. Neben den genannten Personen sind noch vier weitere Gefolgsleute Putins neu auf der Sanktionsliste.

Alexej Nawalny
Der russische Oppositionsführer Alexej Nawalny. - dpa

So werden der Gesandte des Präsidenten im Föderationskreis Sibirien, Sergej Menjailo, und der für die Innenpolitik zuständige Andrej Jarin aufgeführt. Daneben stehen auch die beiden Vizeverteidigungsministern Pawel Popow und Alexej Kriworutschko auf der Liste.

Zudem wurde das staatliche russische Forschungsinstitut für organische Chemie und Technologie gelistet. Die Entwicklungseinrichtung war bereits zuvor mit dem international verbotenen Nervenkampfstoff Nowitschok in Verbindung gebracht worden. Damals im Fall des Anschlags auf den früheren russischen Geheimdienstler Sergej Skripal in Grossbritannien. Das Gift war nun auch im Fall Nawalny nachgewiesen worden.

Beteiligung Russlands einzige Möglichkeit

Hauptinitiatoren der Sanktionen sind Deutschland und Frankreich. Sie begründen ihr Vorgehen damit, dass Moskau Aufforderungen zu einer lückenlosen Aufklärung der Tat nicht nachgekommen sei. Bislang sei von Russland keine glaubhafte Erklärung zu dem grausamen Mordversuch geliefert worden. So hatte es zuletzt in einer Erklärung von Bundesaussenminister Heiko Maas (SPD) und seinem französischen Kollegen Jean-Yves Le Drian geheissen.

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Der Kremlgegner Alexei Anatoljewitsch Nawalny im Gerichtssal. (Archivbild) - dpa

Daher sei man der Ansicht, «dass es keine andere plausible Erklärung für die Vergiftung von Herrn Nawalny gibt als eine russische Beteiligung und Verantwortung».

Die Strafmassnahmen betreffen Einzelpersonen, «die aufgrund ihrer Funktion als verantwortlich für dieses Verbrechen und den Bruch internationaler Rechtsnormen gelten. Sowie auf eine Einrichtung, die in das Nowitschok-Programm eingebunden ist».

Kreml wirft Vorwürfe zurück

Nawalny vermutet, dass der russische Präsident Wladimir Putin hinter dem Giftanschlag auf ihn steckt. Der Kreml weist solche Schuldzuweisungen allerdings als «absolut nicht zulässig» zurück. Die Vorwürfe entbehrten jeder Grundlage, hatte Kremlsprecher Dmitri Peskow gesagt.

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Wegen dem Ukraine-Krieg laufen Wladimir Putin immer mehr Berater davon. - dpa

Russland wirf den deutschen Behörden immer wieder vor, keine Beweise für eine Vergiftung Nawalnys vorgelegt zu haben. Damit verstosse das Land gegen internationale Rechtsvorschriften, heisst es.

Moskau behauptet auch, dass alle Nowitschok-Vorräte aus sowjetischer Entwicklung auf russischem Gebiet vernichtet worden seien. Gleichwohl sei das Nervengift im Zuge des Zusammenbruchs der Sowjetunion auch in ausländische Hände geraten.

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