In einer Telegram-Gruppe hetzten Skeptiker gegen den deutschen Politiker Michael Kretschmer. Bei einer Razzia fand die Polizei jetzt Bombenbau-Material.
Morddrohungen gegen Kretschmer - Razzia in Dresden
Polizisten führen bei einer Razzia im Stadtteil Pieschen einen Tatverdächtigen aus einem Hauseingang. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der deutschen Polizei ist ein Schlag gegen Telegram-Extremisten gelungen.
  • Bei einer Razzia wurden mehrere Waffen beschlagnahmt.
  • Kritische Stimmen gegen Telegram werden nun lauter.

Telegram ist dafür bekannt, der Versammlungsort von Verschwörungstheoretikern zu sein. Doch auch Extremisten organisieren sich in den Gruppen, wie Michael Kretschmer, Ministerpräsident des deutschen Bundeslands Sachsen, erfahren musste.

Denn im Messenger-Dienst wurde zuletzt gegen den Politiker gehetzt: Einem Bericht des ZDF-Magazins «Frontal» zufolge wurde in einer Telegram-Gruppe zum Mord an Kretschmer aufgerufen.

In der Folge wurden Ermittlungen aufgenommen. Die Generalstaatsanwaltschaft verdächtigt die Mitglieder der Telegram-Gruppe der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat. Am Mittwochmorgen teilte die Polizei via Twitter mit, es werden mehrere Häuser durchsucht.

Trotz Waffenfunden kein Haftbefehl

Insgesamt wurden bei der Razzia laut der Nachrichtenagentur AFP fünf Objekte durchsucht – mit Erfolg. Das sächsische Landeskriminalamt stellte unter anderem Armbrüste, Waffen und Waffenteile sicher.

bombenbau dresden
Bei diesem Mann soll die Polizei für den Bombenbau geeignetes Material gefunden haben. - Twitter/@drumheadberlin

Sechs Gruppen-Mitglieder standen im Fokus der Razzia – einen davon hat die deutsche Bild nun als «Bombenbauer» enttarnt. Laut Informationen der Zeitung fanden die Ermittler bei dem 42-Jährigen Material, mit dem man Bomben bauen könnte: Viele Nägel, Schwarzpulver, Schwefel und Chemikalien.

Bei den sechs Personen handelt es sich um Impfgegner, radikale Corona-Kritiker und Rechtsextremisten. In der Wohnung von einem von ihnen fand die Polizei ein grosses Hakenkreuz-Bild an der Wand.

Morddrohungen gegen Kretschmer
Ein Polizist geht bei einer Razzia vor einer Häuserzeile im Stadtteil Pieschen entlang. - dpa

Obwohl die Polizei bei der Razzia all diese Waffen beschlagnahmte, wurde jedoch kein Haftbefehl beantragt. «Es lagen keine Haftgründe nach Strafprozessordnung vor. Erforderlich wäre ein dringender Tatverdacht, Flucht- oder Wiederholungsgefahr», erklärt Staatsanwältin Sabine Wylegalla gegenüber «Bild».

Die Beschuldigten störten sich an den Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus und begannen deshalb, Mordpläne zu schmieden. Dies berichtet die AFP unter Berufung auf Angaben der Ermittler.

Söder fordert Vorgehen gegen Telegram

Jetzt müssen die gesammelten Beweismittel ausgewertet werden. «Die Ermittlungen stehen am Beginn», sagt Sachsens Innenminister Roland Wöller gegenüber der AFP.

Derweil häufen sich die kritischen Stimmen gegenüber Telegram. Laut Bayerns Ministerpräsident Markus Söder entwickle sich der Messenger-Dienst zum «zum Darknet der Plattformen».

Er fordert, dass erneut das Gespräch mit den Betreibern der Plattform mit Firmensitz in Dubai gesucht wird. Sollten dies zu keinem Ergebnis führen, sollten andere Schritte eingeleitet werden. Als «letzte Massnahme» sieht er die Verbannung der App aus den App-Stores.

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Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. - dpa

Michael Kretschmer selbst zeigt sich erleichtert über die erfolgreiche Razzia: «Ich bin froh, dass der Rechtsstaat heute im Freistaat Sachsen gezeigt hat, wie wehrhaft er ist.» Denn die freie Meinungsäusserung sei in Deutschland zwar gewährleistet. Aber: «Wenn Gewalt ins Spiel kommt, ist Schluss.»

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