Wer würde absichtlich gesunde Zähne ziehen? Die Antwort: Zahnarzt Lionel Guedj aus Marseille (F). Er wurde deshalb zu acht Jahren Haft verurteilt.
Zahnarzt
Ein Zahnarzt untersucht die Zähne eines Neunjährigen. Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein französischer Zahnarzt wurde wegen Körperverletzung zu acht Jahren Haft verurteilt.
  • Die Behandlungen seiner Patienten hat er fahrlässig durchgeführt.
  • Auch sein Vater erhält eine Haftstrafe von fünf Jahren.

Er zog massenhaft gesunde Zähne und bereicherte sich durch den Zahnersatz: Der ehemalige Zahnarzt Lionel Guedj ist am Donnerstag in Marseille (F) wegen mutwilliger Körperverletzung zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht ordnete zudem seine Festnahme an. Die Strafe bleibt damit hinter dem Höchstmass von zehn Jahren zurück, das die Staatsanwaltschaft gefordert hatte.

Sein Vater und Geschäftspartner wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt. Zusammen hätten sie vielen Patienten das Lächeln genommen und ihr Leben beschädigt. Viele hätten unter «unerträgliche Schmerzen» leiden müssen, so Richterin Céline Ballerini.

Zahnarzt zieht 3900 gesunde Zähne

Insgesamt soll Guedj etwa 3900 gesunde Zähne ohne therapeutischen Nutzen abgetötet oder gezogen haben. Mit seinen betrügerischen und fahrlässigen Methoden hat er vielen seiner Patienten das Leben zur Hölle gemacht. Den meisten von ihnen empfahl er, möglichst viele Zähne ersetzen zu lassen. Mehr als 300 seiner Patienten waren schliesslich vor Gericht gezogen.

2005 hatte Guedj seine Praxis im Norden von Marseille eröffnet, wo viele Menschen mit geringem Einkommen und nordafrikanischen Wurzeln leben. Fünf Jahre später war er mit einem Monatseinkommen von bis zu 80.000 Euro der bestbezahlte Zahnarzt Frankreichs.

Schlechte Operationen

Seine Operationen führte er schnell und nachlässig aus. Viele Patienten klagten anschliessend über Entzündungen, Abszesse, Geschwüre, schlechtsitzenden Zahnersatz. Der Zahnarzt rechnet so viele Eingriffe ab, dass sein Arbeitstag bis zu 52 Stunden hätte dauern müssen.

Vor Gericht hatte Guedj seine Patienten um Entschuldigung gebeten und erklärt, er habe niemanden verletzten wollen.

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