Louvre hat Sicherheitswarnungen jahrelang ignoriert
Nach dem Raub-Überfall auf den französischen Louvre werden die Sicherheitsmassnahmen des Museums hinterfragt. Klar ist: Mehrere Warnungen wurden ignoriert.
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Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag kam es zu einem Raub-Überfall im französischen Museum Louvre.
- Der Vorfall wirft sicherheitstechnische Bedenken auf.
- Das Museum hat in den vergangenen Jahren immer wieder Sicherheitspersonal entlassen.
Am Sonntagmorgen wurde der französische Louvre zum Schauplatz eines Raub-Überfalls: Eine vermummte Bande stahl acht historische Juwelen. Sie stammen aus der Sammlung von Napoleon. Darunter auch die Krone der Kaiserin Eugénie.
Der historische Raub dauerte nur vier Minuten.
Der französische Präsident Emmanuel Macron nannte den Raub «einen Angriff auf die französische Kultur». Die Grossfahndung nach den Tätern läuft weiterhin auf Hochtouren.
Der Vorfall in Frankreichs grösstem Museum wirft Fragen auf – war er gar absehbar? Fakt ist: Mehrere Warnungen wurden ignoriert.
Museum baute beim Sicherheitspersonal ab
Wie Gewerkschaften gemäss französischen Medien sagen, habe sich die Sicherheit des Museums in den vergangenen Jahren verringert.
Der Grund dafür liege beim Personalabbau des Sicherheitsbereichs — obwohl die Besucherzahlen gestiegen seien.

Bereits im Juni blieben die Museumsmitarbeiter kurzzeitig ihrem Arbeitsplatz fern. Sie protestierten gegen die Unterbesetzung und gegen die damit verbundene Unmöglichkeit, ihre Arbeit fachgemäss zu erledigen.
Museums-Direktor warnte schon in den 90ern
Die Gewerkschaft Solidaires wandte sich am Sonntag mit einer Erklärung an die Regierung. Es habe «Sicherheitslücken beispielloser Schwere» gegeben, die «weitgehend vorhersehbar» gewesen seien.
Die Gewerkschaft verwies in ihrer Erklärung auch auf die Mitarbeitenden. Es sei höchste Zeit, dass man die Warnungen berücksichtige, «die von den Mitarbeitern und ihren Vertretern ausgesprochen wurden».
Bereits Ende der 90er-Jahre warnte der damalige Direktor des Louvre, Pierre Rosenberg, davor, dass die Sicherheit des Museums «zerbrechlich» sei.
Zuvor wurde ein Gemälde des französischen Meisters Camille Corot ebenfalls am helllichten Tag gestohlen.
Sicherheitsmängel mit Bauarbeiten am Louvre verbunden
Wie der Kunsthistoriker Oliver Class gegenüber SRF sagt, seien die Sicherheitsmängel auch mit den aktuellen Bauarbeiten am Louvre verbunden.
Class erklärt: Es sei typisch, dass «in dem Moment, wo baulich in Gebäude eingegriffen wird, auch die Sicherheit darunter leidet.»

Und der Kunsthistoriker nennt auch noch einen weiteren Aspekt: «Wir sind im Museumsbereich natürlich auch mit dem ‹Overtourism› (Deutsch: Übertourismus, Anm. d. Redaktion) konfrontiert.»
Das Museum habe nicht die nötigen technischen Voraussetzungen erfüllt, um ein solch grosses Publikum zu kanalisieren.
Kulturministerium kündigt Einsatz von neuen Kameras an
Mittlerweile hat sich auch das Kulturministerium zu Wort gemeldet. Es teilte am Sonntag mit, dass die Sicherheit «durch den Einsatz von Kameras der neuen Generation verbessert» werde.
Anfang Jahr kündigte Präsident Macron ebenfalls an, dass ein grosses Renovierungsprojekt im Louvre geplant sei. Die Kosten werden auf bis zu 930 Millionen Dollar geschätzt.
Damit soll bis 2031 ein neuer Eingang installiert werden. Die amtierende Kulturministerin Rachida Dati fügte am Sonntag hinzu, das Renovierungsprojekt enthalte einen neuen «Masterplan für die Sicherheit».
«Ein Stück der Geschichte Frankreichs ist ausgelöscht»
Sofern das Diebesgut nicht gefunden wird, ist unklar, was damit passieren könnte. Es bestehe jedoch die Möglichkeit, dass der Schmuck eingeschmolzen wird, sagt Class gegenüber SRF.
Class fasst zusammen: «Das würde bedeuten, dass man die Objekte auch nie mehr finden kann, weil sie einfach nicht mehr existieren.»
Es sei schrecklich, denn: «Das heisst, ein Stück der Geschichte Frankreichs ist damit ausgelöscht.»