Hängt der Tod von Putin-Gegner Alexej Nawalny mit den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in Russland zusammen? Ein Experte ordnet ein.
Alexej Nawalny
Alexej Nawalny soll kurz vor den Wahlen in Russland gestorben sein. - epa

Das Wichtigste in Kürze

  • Im März finden in Russland die Präsidentschaftswahlen statt.
  • Und nun, nur wenige Wochen davor, wurde Alexej Nawalnys Tod gemeldet.
  • Der Oppositionelle war der wohl prominenteste Gegner Putins.
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Der wohl berühmteste Kreml-Kritiker, Alexej Nawalny, soll tot sein. Das gab die russische Staatsagentur «Tass» am Freitagmittag bekannt. Der Putin-Gegner sei im Alter von 47 Jahren in Haft gestorben, hiess es.

Die Agentur beruft sich dabei auf die Gefängnisverwaltung des nordrussischen Gebietes Jamal. Demnach sei Nawalny bei einem Spaziergang zusammengebrochen. Es sei erfolglos versucht worden, ihn zu reanimieren.

Das vom Kreml gesteuerte Portal «Russia Today» berichtet, der Regierungskritiker habe ein Blutgerinnsel erlitten. Die genaue Todesursache müsse aber noch geklärt werden. Allerdings hat Nawalnys Team bisher keine offizielle Bestätigung über den Tod des Oppositionellen erhalten.

Seine Leute haben aber eine Vermutung. «Nawalny wurde mit grosser Wahrscheinlichkeit ermordet», sagt Iwan Schdanow, Leiter von Nawalnys Antikorruptionsstiftung FBK. Nawalnys Sprecherin, Kira Jarmysch, gibt an, am Samstag werde der Anwalt des Kreml-Kritikers zusammen mit dessen Familie in der Strafkolonie eintreffen.

Tod von Alexej Nawalny hat wohl kaum Einfluss auf Wahlen

Die Meldung über Nawalnys Tod kommt nur wenige Wochen vor den Präsidentschaftswahlen in Russland. Das sorgt für Spekulationen. Könnte dahinter eine Strategie des Kremls stecken – ist der Todesfall vielleicht eine Art Machtdemonstration Putins?

Nein, sagt Russland-Experte Ulrich Schmid von der Universität St. Gallen auf Anfrage von Nau.ch.

«Ich denke, dass hier kein Zusammenhang besteht. Nawalny existiert seit seiner Verhaftung nicht mehr in der russischen Öffentlichkeit.» Auch dürfte sein Tod kaum Einfluss auf Putins Präsidentschaft und die kommenden Wahlen haben.

Alexej Nawalny
Alexej Nawalny befand sich zuletzt in einem Straflager in der Polarregion Russlands.
Alexej Nawalny
Im Jahr 2020 überlebte der Kreml-Kritiker einen Giftanschlag.
Nawalny
Nawalnys Gesundheitszustand sorgte bereits mehrmals für Schlagzeilen.
Putin
Wladimir Putin will zum fünften Mal russischer Präsident werden.
Alexej Nawalny
Nawalny befand sich seit 2021 in russischer Haft. Im Gefängnis erlebte Russlands berühmtester Oppositionsführer einige der schlimmsten Exzesse des russischen Gefängnissystems.

Der Experte glaubt der Todesmeldung des Kreml-Kritikers. «Sein Gesundheitszustand war schlecht», so Schmid. Er vermutet, dass sich der Oppositionelle nicht genügend vom Giftanschlag auf ihn erholt hatte, als er 2021 nach Russland zurückkehrte.

«Seine Anwälte hatten sich auch immer wieder über unzureichende medizinische Versorgung beschwert.» Er hätte aber nicht gedacht, dass Nawalny schon jetzt stirbt.

Haben Sie das Geschehen um Kreml-Gegner Nawalny verfolgt?

2020 überlebte Alexej Nawalny nur knapp einen Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok. Nachdem er in Deutschland von den Folgen des Giftanschlags behandelt worden war, kehrte er am 17. Januar 2021 nach Russland zurück – und wurde noch am Flughafen verhaftet.

Zuletzt wurde der prominente Putin-Gegner in das Straflager «Polarwolf» im hohen Norden, weitab von Moskau, verlegt. Das Lager gilt als besonders brutal.

Nawalny wurde während seiner Haft wegen angeblicher Regelverstösse immer wieder in Einzelzellen gesteckt. Menschenrechtler sahen darin eine Art von Folter sowie den Versuch, den Willen des Kreml-Gegners zu brechen.

Menschen in Russland gedenken Alexej Nawalny

In mehreren russischen Städten haben sich Menschen versammelt und des berühmten Oppositionspolitikers gedacht. Trotz eines hohen Polizeiaufgebots standen etwa im Moskauer Stadtzentrum am Freitag Menschen Schlange, um Blumen an einer Gedenkstelle für Opfer politischer Repression abzulegen.

Auch aus St. Petersburg, Jekaterinburg, Nischni Nowgorod und mehreren anderen Städten gab es ähnliche Bilder. Manche Leute brachten Fotos von Alexej Nawalny mit, einige weinten und lagen sich in den Armen.

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