Konflikt zwischen Russland und Aserbaidschan spitzt sich zu
Die Beziehungen zwischen Russland und der benachbarten Kaukasusrepublik Aserbaidschan verschärfen sich zunehmend vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine.

Die Töne zwischen Russland und der benachbarten Kaukasusrepublik Aserbaidschan werden vor dem Hintergrund des von Moskau begonnenen Ukraine-Kriegs zunehmend schärfer.
Kremlsprecher Dmitri Peskow warnte Baku davor, das Verhältnis beider Länder wegen des Kriegs aufs Spiel zu setzen. Moskau setze darauf, «die hoffentlich kurze Phase der Abkühlung der bilateralen Beziehungen zu durchschreiten», sagte er russischen Nachrichtenagenturen zufolge.
Auslöser des Moskauer Tadels waren Äusserungen des aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev, der in einem Interview mit ukrainischen Journalisten seine Solidarität mit dem angegriffenen Land bekundet hatte. Er rief Kiew dazu auf, sich nicht mit der russischen Besetzung einzelner Landesteile abzufinden und diese so zurückzuerobern, wie es Aserbaidschan mit Berg-Karabach getan habe. 2020 hatte Baku die von Armeniern bewohnte Konfliktregion in einem kurzen Krieg gegen seinen Nachbarn erobert.
Russische Militärblogger reagierten empört und forderten teilweise «eine Demonstration der Stärke; nicht nur Waffengerassel, sondern konkrete gewalttätige Massnahmen.» Von einer Verletzung der nationalen Ehre war die Rede.
Klage wegen Flugzeugabsturz
Hintergrund der zunehmenden Spannungen ist der Abschuss eines aserbaidschanischen Passagierflugzeugs durch eine russische Boden-Luft-Rakete Ende 2024. Die Maschine war im Anflug auf die tschetschenische Stadt Grosny, wo zu dem Zeitpunkt die russische Flugabwehr gegen ukrainische Drohnen im Einsatz war. Bei der Notlandung kamen 38 Menschen ums Leben. Aserbaidschan beklagt, dass Russland nie die Schuld für den Vorfall anerkannt habe. Aliyev kündigte zuletzt an, deshalb vor internationalen Gerichten Klage einreichen zu wollen.
Eine Reihe von Strafverfahren gegen Aserbaidschaner im russischen Uralgebiet belastet das Verhältnis zusätzlich. Bei den Festnahmen Ende Juni starben zwei Aserbaidschaner. Baku sah dies als ethnisch motiviertes Vorgehen und reagierte mit harten Festnahmen gegen Russen im eigenen Land, darunter auch Journalisten von russischen Staatsmedien.