Heute startet Papstwahl: Rechtsruck auch bei Katholiken möglich

Nicola Aerschmann
Nicola Aerschmann

Vatikanstadt,

Je nach Ausgang der Papstwahl könnte es Kirchenaustritte geben. Allerdings dürfe die Frage der Ein- und Austritte nicht das Hauptthema sein, betont ein Experte.

Kirche
Wie werden sich die gläubigen Katholiken je nach Papstwahl verhalten? - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Von der heute beginnenden Papstwahl könnte aus Kirchensicht einiges abhängen.
  • Die Entscheidung hat möglicherweise Auswirkungen auf die Mitgliedszahlen.
  • Dies steht aber – anders als in der Politik – nicht im Fokus, sagt Theologe Daniel Bogner.

Heute Mittwoch, 7. Mai, ist es so weit: Am späten Nachmittag beginnt das Konklave und damit die Wahl eines Nachfolgers für den verstorbenen Papst Franziskus.

Über mögliche Kandidaten wurde und wird viel spekuliert. Immer wieder taucht dabei die Frage auf, in welche Richtung das neue Oberhaupt die Kirche steuern könnte. Wird es eher ein Reformer wie Franziskus oder doch wieder ein Konservativer?

Beide Lager haben aussichtsreiche Kandidaten

Als aussichtsreicher Franziskus-ähnlicher Kandidat gilt beispielsweise Luis Antonio Tagle von den Philippinen. Aus konservativer Sicht wird unter anderem Peter Erdö aus Ungarn genannt. Am Ende braucht ein Kardinal aber ohnehin Stimmen übers eigene Lager hinaus, um die Wahl zu gewinnen.

Als Favorit wird momentan der Italiener Pietro Parolin gehandelt. Er gilt als geschickter Diplomat und war unter Franziskus jahrelang Kardinalstaatssekretär.

Viele Katholiken dürften zumindest eine gewisse Präferenz haben, was die Nachfolge von Franziskus angeht. Nau.ch weiss beispielsweise von Leuten, die im Falle eines konservativen Wahlsiegs einen Kirchenaustritt erwägen.

Es gibt aber auch Stimmen, die sich explizit einen konservativen Papst wünschen. Darauf deutet – gerade im Westen – auch der Trend bei politischen Wahlen hin.

Austritte möglich – aber eigentlich geht es nicht um das

Theologe Daniel Bogner von der Universität Freiburg hält Austritte je nach Wahlausgang durchaus für möglich.

Gleichzeitig betont der Experte gegenüber Nau.ch, dass es bei der Papstwahl eigentlich nicht um Austritts- oder Eintrittszahlen gehen dürfte. «Die Kirche ist ja nicht wie eine politische Partei und die erste Frage bei der Suche nach einem neuen Papst lautet nicht: Wer kann der Kirche wieder steigende Eintrittszahlen bescheren?»

Was für eine Art Papst hättest du lieber?

Stattdessen müsse man überlegen, wie sich die Kirche aufstellen könne, damit sie in der heutigen Welt eine Stimme habe. «Denn damit wird sie auch ihrem religiösen Auftrag gerecht.»

Diesbezüglich habe Papst Franziskus die Latte «ganz schön hoch gehängt», so Bogner.

Nicht über mögliche Folgen für die Mitgliedszahlen mutmassen will die Schweizer Bischofskonferenz. Auf Anfrage von Nau.ch heisst es: «Wir möchten keine Spekulationen anstellen und sind überzeugt, dass der Heilige Geist den gewählten Papst für die Einheit der Kirche bestimmen wird.»

Theologe: Kirche sollte Gegengewicht zu politischen Trends sein

Interessant wird jedenfalls sein, inwiefern sich die Kirche bei der Papstwahl dem politischen Trend annähert. Bogner sagt: «In der Tat ist die Frage, ob sich der weltweit zu beobachtende politisch-gesellschaftliche Rechtsruck nun auch in der katholischen Kirche durchsetzt.»

Donald Trump
Politisch gibt es im Westen einen Trend nach rechts. Ein bekanntes Beispiel ist US-Präsident Donald Trump. Ironischerweise hat er kürzlich gescherzt, er wäre gerne Papst. - keystone

Er fände das «problematisch», so Bogner. «Die Kirche hat die Chance, ein Gegengewicht zu den Trends und Mehrheitsstimmungen weltweit zu sein.»

So könnten auch Anliegen und Interessen aufgegriffen werden, die sonst keine Beachtung finden. Etwa der Respekt vor den natürlichen Lebensgrundlagen oder die Rechte von Minderheiten.

Für den Theologen ist klar: «Erfolgreich wird am Ende nur ein Kandidat sein, dem man zutraut, nicht eine Seite in der Kirche gegen die andere auszuspielen, sondern der ein akzeptables Angebot für alle sein kann.»

Alternativen zum Konklave sollen Kirche inklusiver machen

Zuletzt äusserte der österreichische Theologe Paul Michael Zulehner eine Idee, um die Kirche wieder nahbarer zu machen. Im «Echo der Zeit» von SRF schlug er vor, das Konklave als Papstwahlverfahren ad acta zu legen.

Statt nur die Kardinäle sollen Delegierte von allen Kontinenten wählen dürfen – inklusive Frauen.

Bogner ist skeptisch, was diesen Vorschlag angeht. Auch er spricht sich aber für eine Änderung aus: «Anstatt den Wahlauftrag der Kardinäle zu relativieren, hielte ich es für klug, den Personenkreis, der Kardinal werden kann, zu erweitern.» Nichtgeweihte Männer oder auch Frauen sollen diese Möglichkeit erhalten.

Kardinäle
Die Kardinäle wählen den Nachfolger des am Ostermontag gestorbenen Papst Franziskus. - dpa

Er führt aus: «Was wäre das für ein leuchtendes Zeichen: aus jedem Kontinent eine Frau mit der Kardinalswürde auszeichnen und damit dem Sinn dieser Auszeichnung gerecht werden.»

Denn eigentlich sollte gemäss dem Theologen Kardinal werden, wer ein besonders tragendes Element der Kirche ist. «Und die Kirche betont seit Langem, dass sie vom Engagement der Frauen lebt.»

Sollte man das Konklave durch ein anderes Papstwahlverfahren ersetzen?

Letztlich dürfte diese Modernisierung vor allem vom nächsten Papst abhängen. «Der Papst hat es – als absoluter Monarch – in der Hand, hieran etwas zu verändern.» Allerdings sollte er es laut Bogner auch nicht mit der «Brechstange» versuchen.

Denn: Das Papstamt müsse nun die Akzeptanz von verschiedenen Erdteilen und Mentalitäten erlangen, nicht nur von einer Gruppe.

133 Kardinäle wählen ab Mittwoch

Womit sich der Kreis zur kommenden Papstwahl schliesst. Um die erforderliche Zweidrittelmehrheit zu erlangen, reicht es nämlich nicht, nur im eigenen Lager zu punkten.

Wann genau der neue Papst feststehen und weisser Rauch aufsteigen wird, ist unklar.

Am heutigen Mittwoch findet zunächst ein Wahlgang statt – danach jeweils zwei am Vormittag und am Nachmittag. 135 Kardinäle wären wahlberechtigt, zwei von ihnen haben aber aus gesundheitlichen Gründen bereits abgesagt.

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Kommentare

User #1408 (nicht angemeldet)

Hier wurde wieder gelöscht 🙋🏻‍♂️🙋🏻‍♂️🙋🏻‍♂️

User #5347 (nicht angemeldet)

Im Sozialismus werden die Kapitalisten immer reicher. Das liegt daran, dass die Sozen gerne Geld an ihre Freunde verteilen, die Steuern dafür nicht ausreichen und sie noch Kredite aufnehmen, die sie dann wieder mit Steuergeldern abstottern. Genau deswegen haben die Kapitalisten die Sozen an die Macht gebracht.

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