Gewerkschaften und Studenten protestieren gemeinsam in Serbien
In Serbien schliessen sich erstmals die grössten Gewerkschaften den Studentenprotesten an. Gemeinsam fordern sie bessere Lebensbedingungen.

Am 1. Mai 2025 demonstrierten laut «ORF» in Serbien Tausende Menschen in Belgrad und Novi Sad. Anlass war der Tag der Arbeit, doch im Mittelpunkt stand die erstmals gemeinsame Aktion von Studenten und den fünf grössten Gewerkschaften des Landes.
Der Schulterschluss gilt als historisch: In zwanzig Jahren habe es nie eine derartige Zusammenarbeit gegeben, erklärte der Vorsitzende der Gewerkschaft Sloga gegenüber AFP. Die Demonstrierenden versammelten sich vor Regierungsgebäuden, schwenkten serbische und gewerkschaftliche Fahnen und forderten bessere Arbeits- und Lebensbedingungen.
Die Ökonomin Milica Petrovic betonte, wie wichtig das gemeinsame Handeln von Studenten und Arbeitern für eine bessere Zukunft sei. So geht es aus dem Bericht von der«ZEIT» weiter hervor.
Einsturz eines Bahnhofsvordachs als Auslöser
Die Protestwelle wurde durch den Einsturz eines Bahnhofsvordachs in Novi Sad am 1. November 2024 ausgelöst, bei dem 16 Menschen ums Leben kamen.
Was als Forderung nach Aufklärung begann, entwickelte sich zu einer breiten Bewegung gegen die Regierung und die allgegenwärtige Korruption.

Mittlerweile richten sich die fast täglichen Massenproteste gegen Präsident Aleksandar Vucic und die Missstände im Land.
Vom Studentenprotest zur Massenbewegung
Innerhalb weniger Monate wuchs der Protest weit über die Studierenden hinaus. Auch Lehrer, Bürger und verschiedene gesellschaftliche Gruppen schlossen sich an.
Über vier Monate hinweg gingen Zehntausende auf die Strassen, wie das Zentrum für Forschung, Transparenz und Rechenschaftspflicht (CRTA) berichtet. Die Bewegung gilt als die grösste seit dem Sturz von Slobodan Milošević im Jahr 2000.
Zudem ist sie eine der bedeutendsten studentischen Initiativen Europas seit 1968, wie «MDR» analysieret. Die Studenten fordern vor allem Rechtsstaatlichkeit und Gleichheit vor dem Gesetz.
Gewerkschaften als neuer Impulsgeber
Die Verbindung von Gewerkschafts- und Studentenprotesten wird von Experten als entscheidender Schritt bewertet. Viele Studierende arbeiten neben dem Studium, sind von niedrigen Löhnen und hohen Lebenshaltungskosten betroffen.
Aktivistinnen wie Tara Rukeci Milivojević betonen, dass eine solidarische Strategie nötig ist, um die Bewegung langfristig zu stärken. Gewerkschaften könnten dabei helfen, auch arbeitende Studierende und weitere Teile der Bevölkerung einzubinden, wie «daslamm.ch» berichtet.

Die Proteste in Serbien richten sich aber nicht nur gegen einzelne Politiker, sondern fordern eine grundlegende Systemänderung. Die Demonstrierenden verlangen Rechtsstaatlichkeit, Transparenz und die Haftung korrupter Akteure.
Proteste prägen das politische Klima
Die Protestbewegung hat das politische Klima in Serbien grundlegend verändert. Experten sehen in der landesweiten Mobilisierung einen möglichen Ausgangspunkt für einen demokratischen Neuanfang.
Ob die Forderungen in politisches Handeln umgesetzt werden, bleibt offen. Die Bewegung setzt jedoch ein deutliches Zeichen gegen Korruption und für mehr Gerechtigkeit.