Fresenius treibt Loslösung von Dialysetochter FMC voran
Der Gesundheitskonzern Fresenius steckt seit Jahren in der Krise. Nun will der neue Vorstandschef Michael Sen die Wende schaffen.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Gesundheitskonzern Fresenius steckt seit Jahren in der Krise.
- Der neue Vorstandschef Michael Sen will die Wende schaffen.
- Er hat eine Strategie samt höherer Sparziele verordnet.
Beim kriselnden Gesundheitskonzern Fresenius zeigen sich die ersten Erfolge der neuen Strategie und des forcierten Sparprogramms. Der grösste Krankenhausbetreiber und Medizinhersteller in Deutschland startete überraschend dynamisch in das neue Jahr.
Der neue Fresenius-Chef Michael Sen sagte in Bad Homburg: «Die Weichen sind gestellt, unsere Produktivitätsmassnahmen greifen.» Der Dax-Konzern treibt die Loslösung von der angeschlagenen Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) voran, deren Gewinn zu Jahresbeginn erneut einbrach.
Der seit vergangenen Oktober amtierende Sen hatte Fresenius eine neue Strategie verordnet. Diese samt höherer Sparziele und straffen Vorgaben für die Profitabilität. Die Kosten etwa in der Verwaltung sollen runter, Prozesse verbessert und Randbereiche veräussert werden.
Fresenius will ab 2025 jährlich eine Milliarde Euro sparen
Ab dem Jahr 2025 will Fresenius jährlich rund eine Milliarde Euro sparen. Im ersten Quartal wurden rund 130 Millionen Euro Einsparungen erreicht.
Zum Jahresauftakt wuchs der Fresenius-Umsatz im Vorjahresvergleich um 5 Prozent auf 10,2 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis ging unter anderem wegen höherer Kosten um neun Prozent auf 908 Millionen Euro zurück.

Weniger stark als von Analysten befürchtet. Unterm Strich blieben 346 Millionen Euro Gewinn, 16 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
FMC-Gewinn im Tagesgeschäft bricht ein
Das Sorgenkind FMC belastete jedoch Fresenius erneut. Die Dialysetochter profitiert zwar vom starken Produktgeschäft in der Intensivmedizin, einem Rückgang des USA-Personalmangels und ersten Erfolgen beim Umbau. Der Gewinn im Tagesgeschäft brach aber bei steigendem Umsatz um ein Viertel ein. Unterm Strich blieben 86 Millionen Euro Gewinn – 45 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.
FMC hat schon mehrere Gewinnwarnungen beim Mutterkonzern Fresenius ausgelöst. Eine hohe Übersterblichkeit von Corona-Patienten, steigende Kosten in der Pandemie und Pflegekräftemangel hatten dem Dialyseanbieter zugesetzt. Sen stellt mit einer Entflechtung nun die Weichen für eine mögliche komplette Trennung von FMC in der Zukunft.
Auf einer ausserordentlichen Hauptversammlung am 14. Juli soll über die Umwandlung der Rechtsform von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft entschieden werden. Damit muss Fresenius FMC nicht mehr voll in der Bilanz aufnehmen.

Der Konzern kann die Dialysetochter entsprechend der Beteiligung von rund einem Drittel berücksichtigen. Bereits jetzt behandelt Fresenius FMC nur noch als Finanzbeteiligung.
Helios und Kabi im Fokus
Sen will mit einer Konzentration auf die Klinikgesellschaft Helios und die Tochter Kabi die Wende schaffen. Kabi ist unter anderem auf klinische Ernährung und Nachahmermedikamente spezialisiert und legte zum Jahresstart beim Umsatz deutlich zu.
Auch beim Klinikbetreiber Helios wuchs der Umsatz wegen steigender Behandlungszahlen. Derweil erholte sich das Geschäft mit Fruchtbarkeitsbehandlungen von Rückschlägen in der Corona-Pandemie.
Auch die Servicegesellschaft Vamed betrachtet Fresenius nur noch als Investment. Im ersten Quartal machte der österreichischen Firma ein schwaches Projektgeschäft zu schaffen, unterm Strich standen rote Zahlen. Inzwischen sei ein umfangreiches Umbauprogramm eingeleitet, hiess es.
Dabei stünden neben Kosten und dem Portfolio auch das Geschäftsmodell bei Vamed auf dem Prüfstand, sagte Sen. An der Börse kamen die Quartalszahlen gut an: Fresenius-Aktien standen mit einem Plus von gut acht Prozent am Dienstag an der Spitze im Leitindex Dax.