In Frankreich wurde ein Gesetz zum Schutz vor sexueller Gewalt vom Parlament angenommen. Das Strafmass für Vergewaltigungen durch Angehörige soll erhöht werden.
Die Colbert-Statue vor der Nationalversammlung
Die Colbert-Statue vor der Nationalversammlung - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Frankreichs Parlament nimmt ein Gesetz zum Schutz vor sexueller Gewalt an.
  • Sexuelle Handlungen von Erwachsenen an unter 15-Jährigen sollen kriminalisiert werden.
  • Auch das Strafmass für Vergewaltigungen durch Angehörige soll erhöht werden.
  • Das Gesetz ist eine Reaktion auf ein Buch der Juristin Camille Kouchner.

Frankreichs Parlament hat einem Gesetz zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexuellen Übergriffen endgültig zugestimmt. In einer letzten Lesung nahm die Nationalversammlung das Vorhaben am Donnerstagabend an. Zuvor hatte bereits der Senat, das Oberhaus des Parlaments, sein Okay gegeben. Frankreichs Justizminister Éric Dupond-Moretti schrieb auf Twitter, dies sei ein historischer Schritt.

Mit dem Gesetz sollen sexuelle Handlungen von Erwachsenen an Kindern unter 15 Jahren grundsätzlich kriminalisiert werden. Dieses Alter soll als Schwelle gelten, bis zu der eine Einwilligung zu sexuellen Praktiken nicht gegeben werden kann. Ausnahmen soll es geben, wenn zwischen den beteiligten Personen weniger als fünf Jahre Altersunterschied liegen. Im Fall von Inzest will das Gesetz die Altersschwelle auf 18 Jahre setzen.

Strafmass erhöht

Das Gesetz nimmt zudem strengere Definitionen für Vergewaltigung und sexuellen Missbrauch vor. Auch will es das Strafmass für Inzest anheben. Auf Vergewaltigung durch einen Angehörigen stehen dem Gesetz zufolge dann 20 Jahre Haft, auf sexuellen Missbrauch 10 Jahre.

Das Gesetz kommt nach heftigen Diskussionen über sexuelle Gewalt in Familien. Mitte Januar hatte die Juristin Camille Kouchner ihrem Stiefvater Olivier Duhamel vorgeworfen, gegenüber ihrem Zwillingsbruder sexuell übergriffig geworden zu sein. Der Vorfall läge über drei Jahrzehnte zurück, der Bruder war damals minderjährig.

Olivier Duhamel
Ein Mann liest das Buch «La Familia Grande» von Camille Kouchner. Darin wird dem renommierten französischen Politikwissenschaftler Olivier Duhamel den sexuellen Missbrauch seines Stiefsohnes vorgeworfen. - dpa

Im Netz teilten daraufhin zahlreiche Menschen unter dem Hashtag #metooinceste ihre Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen innerhalb der Familie. Das Bündnis «Nous Toutes» sprach in diesem Zusammenhang von der grössten Welle von Zeugenaussagen über sexuellen Kindesmissbrauch in Frankreich.

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