Das Coronavirus aus China ist nach Einschätzung italienischer Forscher «wochenlang unbemerkt» in Italien zirkuliert, bevor die ersten Fälle nachgewiesen wurden.
Krankenwagen an einem Kontrollpunkt der 'Roten Zone'
Krankenwagen an einem Kontrollpunkt der 'Roten Zone' - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Immunologen gelang Isolierung des mutierten italienischen Erregerstamms.

Möglicherweise sei der Erreger schon seit Mitte Januar im Land, und offenbar sei er seitdem mutiert, sagte der Leiter des Biomedizinischen Forschungsinstituts, Massimo Galli, am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. Gallis Team am Sacco-Krankenhaus in Mailand war es zuvor gelungen, den italienischen Erregerstamm zu isolieren.

Dass der Erreger inzwischen mutiert ist, sei keine «unglaubliche Entdeckung», sagte Galli. Das Virus verändere sich von Person zu Person. Doch helfe diese Entdeckung, die «Dynamik der Epidemie» besser zu verstehen: Warum beispielsweise Italien besonders viele Infektionsfälle aufweise oder welche Unterschiede der Erreger dort zum Coronavirus in China aufweise. Dies könne auch bei der Behandlung und der möglichen Entwicklung eines Impfstoffs helfen.

Zur Untersuchung des Erregers nutzte Gallis Team unter Leitung der Immunologin Claudia Balotti die Proben von drei Patienten der am schwersten betroffenen Kleinstadt Codogno und ihrer Umgebung. Als «Patient 1» gilt dort ein 38-Jähriger, der unter anderem seine Frau, einen Freund, Besucher einer Bar sowie seine Ärzte, Pfleger und andere Patienten im örtlichen Krankenhaus ansteckte, bevor das Virus bei ihm entdeckt wurde. Bei wem sich «Patient 1» aber ansteckte, ist bis heute unklar.

Rund 650 Menschen wurden bis Freitag in Italien positiv getestet, knapp über 300 sind auch erkrankt. 17 meist ältere Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen starben.

Dass inzwischen so viele Fälle gemeldet wurden, bedeute nicht, dass sich das Virus unkontrolliert ausbreite, sagt Galli. Bei den meisten Fällen handle es sich um Menschen, die sich schon vorher angesteckt hätten, aber bisher noch nicht getestet worden seien. In der abgeriegelten «'Roten Zone' suchen sie immer noch nach allen Kontakten der Patienten und testen sie, deshalb finden sie die weiteren Fälle».

Nach Angaben des Experten lässt sich die Mehrheit der Infektionen nach Codogno zurückverfolgen. Gallis Kollegin Balotta schätzt, dass es noch «Wochen» dauern wird, um das genaue Ankunftsdatum des mutierten Erregerstamms in Italien zu bestimmen. Wahrscheinlich würden die Ergebnisse erst dann vorliegen, «wenn die Epidemie vorüber ist», sagt sie.

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