Noch lange weniger Frauen als Männer im Schweizer Filmschaffen
Die Schweiz punktet mit hohem Frauenanteil in der Filmproduktion, doch die Gleichstellung ist noch weit entfernt.

An Filmen, die in der Schweiz produziert wurden, arbeiten vergleichsweise viele Frauen mit. Das ist die gute Nachricht einer europäischen Vergleichsstudie. Die weniger gute: Frauen sind im europäischen Filmschaffen unterrepräsentiert – auch in der Schweiz.
Und: Es wird noch dauern, bis Parität herrscht. Die Studie der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle in Strassburg zeigt, dass im Filmproduktionsland Schweiz besonders in der Montage beziehungsweise im Filmschnitt überdurchschnittlich viele Frauen die Verantwortung tragen.
Schweizerinnen dominieren den Filmschnitt
Die Schweiz belegt Platz Zwei mit einem Frauenanteil von rund 43 Prozent und liegt damit zwölf Prozentpunkte über dem europäischen Durchschnitt. Am schlechtesten schneidet die Schweiz bei den Filmkomponistinnen ab, auf Platz 15, mit einem Frauenanteil von gerade einmal knapp zehn Prozent, zwei Prozentpunkte unter dem Durchschnitt.
In den weiteren Kategorien schneidet die Schweiz über dem europäischen Durchschnitt ab. Die Studie hat Frauen berücksichtigt, die an mindestens einem europäischen Film in einer der sechs Kategorien Regie, Drehbuch, Produktion, Kamera, Komposition oder Montage mitgewirkt haben.
Angeschaut wurde das professionelle Filmschaffen in 34 Ländern, die dem Europarat angehören – mit dem Ziel, die geschlechtsspezifischen Unterschiede unter europäischen Filmschaffenden abzubilden.
Unterrepräsentation von Frauen in Schlüsselpositionen
Demnach waren im Zeitraum von 2020 bis 2024 in allen untersuchten Ländern die Anteile von Fachfrauen in der Produktion (34 Prozent) am höchsten, gefolgt von Drehbuch (31 Prozent) und Montage (30 Prozent). Tief ist der Frauenanteil hinter der Kamera (14 Prozent) und vor allem in der Filmmusikkomposition (13 Prozent).
Laut der Studie sind weibliche Filmschaffende stärker vertreten, wenn mehrere Fachkräfte als Team in einer Funktion zusammenarbeiten, wie in der Produktion oder beim Drehbuch. Frauen sind deutlich unterrepräsentiert, wenn Einzelpersonen für eine Funktion stehen – hinter der Kamera, in der Regie oder in der Komposition.
Die Studie zeigt zudem für den Zeitraum von 2015 bis 2019 im Vergleich zu 2020 bis 2024, dass der Anteil der Regisseurinnen um drei Prozent gestiegen ist. Ein Plus von vier Prozent gab es bei den Komponistinnen, Produzentinnen und Drehbuchautorinnen.
Geschlechtergleichstellung: Eine Frage des Jahrhunderts?
Der Anteil der Kamerafrauen stieg nur um zwei Prozent, und der Anteil in der Montage blieb nahezu unverändert. Wenn man diese Wachstumsraten auf die Zukunft anwendet wird die Gleichstellung erreicht sein: für Drehbuchautorinnen 2043, für Regisseurinnen 2047, für Produzentinnen 2077 – oder für Kamerafrauen 2204.
Unter Berücksichtigung aller Funktionen würde die Geschlechterparität bei der Produktion europäischer Spielfilme bis 2047 erreicht werden, heisst es in der Studie «Female professionals in European film production 2015 – 2024 figures».