«Die AfD ist die Rache des Ostens», meint Frank Castorf

Er mag Thesen – auf der Bühne und in Interviews. Frank Castorf «schämt sich ein bisschen» für die Erfolge der AfD, kann aber auch manche mutmasslich dazu führende Gedankengänge nachvollziehen.

AfD als Rache des Ostens — Mag steile Thesen: Theaterregisseur Frank Castorf. (Archivbild) - Jörg Carstensen/dpa

Das Wichtigste in Kürze

Der 73-jährige Theaterregisseur Frank Castorf äussert sich zur AfD.
Die Partei sei die Rache des Ostens an Westdeutschland.
Castorf ist für seine pointierten Aussagen bekannt.

Der Theaterregisseur Frank Castorf (73) glaubt, die Motive von Wählerinnen und Wählern der Alternative für Deutschland (AfD) zu kennen. «Ich denke, sie sind angetrieben von einem ganz einfachen Gedanken. Die AfD ist die Rache des Ostens», sagt der 73-Jährige in einem Interview der «Berliner Zeitung». Dass die AfD auch ausserhalb Ostdeutschlands recht gute Ergebnisse einfährt, ignoriert Castorf an der Stelle.

«Es ist ja auch ein Skandal: Wer leitet die Redaktionen, Theater, Museen, Hochschulen, wer sitzt den Gerichten vor?», fragt Castorf in dem Interview weiter. Rache löse «den pawlowschen Reflex auf der anderen Seite aus».

AfD zu wählen, könne man nicht verbieten

Er finde das nicht gut, so der 1951 in Berlin (Ost) geborene Castorf: «Man schämt sich ein bisschen, dass so gewählt wird, aber man kann es ihnen doch nicht verbieten. Der Zustand gefällt mir nicht, aber ich kann nichts dazu sagen, weil ich keine richtige Lösung sehe.» Er habe «etwas Hoffnung, wenn ich nach Frankreich und die Front Populaire blicke, dass linke Kräfte wieder erstarken können».

Der frühere Intendant der Volksbühne Berlin (1992-2017) äussert sich auch über die Demos gegen rechts, die Anfang Jahr stattfanden. An denen hatten auch führende Politiker der Ampel-Koalition wie Bundeskanzler Olaf Scholz oder Aussenministerin Annalena Baerbock teilgenommen.

«Die vielen, die gegen rechts, oder was sie dafür halten, auf die Strasse gehen, erinnern mich mehr an die Demonstrationen zum Tag der Republik und zum 1. Mai in der DDR», sagt Castorf der «Berliner Zeitung» weiter. «Wo alle Erich Honecker, der tatsächlich bei den Nazis im Zuchthaus in Brandenburg gesessen hat, mit ihren roten Fahnen zugewinkt haben und dann schnell abgebogen sind, um einen schönen freien Tag zu haben. Nach dem Motto: Ich mach, was ihr wollt, aber ansonsten leckt mich am Arsch.»

Das nächste Theaterprojekt von Castorf ist eine Inszenierung nach dem Fallada-Roman «Kleiner Mann, was nun?» im Berliner Ensemble.