Zukünftig soll eine SPD-Persönlichkeit die Deutsche Bundesbank führen. Nun wurde der Volkswirt Joachim Nagel für das Amt vorgeschlagen.
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Jens Weidmann (r), Präsident der Deutschen Bundesbank, und das damalige Vorstandsmitglied Joachim Nagel sind vor der Bundesbank-Zentrale in Frankfurt am Main auf dem Weg zur Bilanz-Pressekonferenz. Foto: Arne Dedert/dpa - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Kanzler Scholz und Finanzminister Lindner sehen einen SPD-Mann an der Bundesbank-Spitze.
  • Joachim Nagel soll neuer Präsident der Bundesbank werden.

Ein SPD-Mann soll künftig die Deutsche Bundesbank führen. Bei dieser Finanz-Personalie wollte Kanzler Scholz ein Wort mitreden. Joachim Nagel soll die Deutsche Bundesbank nun als neuer Präsident führen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) schlugen den 55-Jährigen für die Nachfolge von Jens Weidmann vor. Dies gab Lindner am Montag auf Twitter bekannt. Zuvor hatten das «Handelsblatt» und der «Spiegel» über die Personalie berichtet. Die Besetzung muss vom Kabinett noch endgültig beschlossen werden.

«Eine erfahrene Persönlichkeit»

Weidmann hatte im Oktober angekündigt, dass er nach mehr als zehn Jahren im Amt zum 31. Dezember aus persönlichen Gründen zurücktritt. Nagel, der SPD-Mitglied ist, sass bereits von 2010 bis 2016 im Vorstand der Deutschen Bundesbank.

Danach ging er zur Förderbank KfW und arbeitet zurzeit bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Er studierte Volkswirtschaft in seiner Geburtsstadt Karlsruhe und promovierte an der dortigen Universität.

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Führt momentan die Deutsche Bundesbank: Jens Weidmann. - AFP/Archiv

Lindner betonte, angesichts von Inflationsrisiken wachse derzeit die Bedeutung einer stabilitätsorientierten Geldpolitik. Nagel sei «eine erfahrene Persönlichkeit, die die Kontinuität der Bundesbank sichert». Das Kabinett tagt am Mittwoch das letzte Mal vor Weihnachten. Ob die Personalie dann auf der Tagesordnung stehen wird, war zunächst offen.

Deutsche Bundesbank: Zuvor jüngster Chef

Weidmanns zweite achtjährige Amtszeit wäre regulär noch bis Ende April 2027 gelaufen. Der Ökonom hatte im Mai 2011 im Alter von 43 Jahren als jüngster Bundesbank-Chef den Posten in Frankfurt übernommen. Weidmann folgte auf Axel Weber, der im Streit über die Anti-Krisenpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hingeworfen hatte.

Auch Weidmann äusserte sich immer wieder kritisch zur seit Jahren ultralockeren Geldpolitik der EZB. Vor allem milliardenschwere Anleihenkäufe sah er mit Skepsis und warnte: Die Notenbank dürfe die Regierungen nicht vom billigen Zentralbankgeld abhängig machen.

Auch nur eine Stimmer zur Verfügung

Angesichts der steigenden Teuerung mahnte Weidmann: Europas Währungshüter sollten das Risiko einer zu hohen Inflation nicht ignorieren. Sie sollen nicht zu lange an ihrem sehr expansiven Kurs festhalten. Durchsetzen konnte sich Weidmann mit seiner Haltung oft nicht. Denn im EZB-Rat haben die Anhänger einer eher lockeren Geldpolitik die Mehrheit.

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Vor dem Haupttor der Zentrale der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main steht ein Wegweiser mit der Aufschrift «Deutsche Bundesbank». (Symbolbild) - dpa

Der Bundesbank-Präsident ist an den Entscheidungen des obersten Entscheidungsgremiums der Zentralbank beteiligt. Aber er hat wie die Vertreter der anderen 18 Euroländer nur eine Stimme. Auch wenn Deutschland Europas grösste Volkswirtschaft ist.

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