Die Pandemie wird für viele Unternehmen zur Belastungsprobe, warnt die deutsche Bundesbank. Bislang blieb die Pleitewelle aus.
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Ein Schild zur Schliessung am Eingang zu einem Restaurant am Markt in Greifswald. Foto: Stefan Sauer/dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Unternehmen werden wegen der Pandemie mit schwere Folgen konfrontiert.
  • Der Hauptgeschäftsführer der BdB warnt vor der grossen Entfernung vom Normalzustand.

Für viele Unternehmen könnte die Pandemie schwere Folgen mit sich bringen. Doch bis jetzt blieb die Pleitewelle aus. Die kommenden Monate könnten für einige Firmen allerdings brenzlig werden, warnt der Bankenverband. Die verlängerten staatlichen Corona-Hilfen werden eine Pleitewelle in Deutschland nach Einschätzung der privaten Banken verhindern.

Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Christian Ossig, warnte zugleich davor, zu früh Normalität auszurufen. Er hielte es angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten für zu früh, «unterstützende Massnahmen einzustellen», sagte Ossig der Deutschen Presse-Agentur.

Grosse Entfernung von Normalzustand

«Die Stimmung in den Unternehmen hat sich zuletzt deutlich eingetrübt», sagte Ossig. «Eine grosse Pleitewelle erwarten wir aber nach wie vor nicht.» Allerdings sind nach Einschätzung des BdB viele Bereiche «noch weit entfernt von einer Normalisierung». Dies heisst es in einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse zum Thema Unternehmensfinanzierung.

Christian Ossig
Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken, spricht bei der Jahresauftakt-Pk 2020. - keystone

«Insbesondere kleine Unternehmen weisen vereinzelt erste Eigenkapitallücken auf», schreibt der BdB. «Ein breiter Anstieg der Zahlungsausfälle ist zwar nicht zu erwarten, doch könnten die kommenden Monate für einige Unternehmen brenzlig werden.»

Deutsche Bundesbank: Gut vorgesorgt

Banken hätten für mögliche Zahlungsausfälle gut vorgesorgt, sagte Ossig. Zugleich warnte er davor, Institute in der jetzigen Situation durch zusätzliche Kapitalanforderungen zu belasten. «Den antizyklischen Kapitalpuffer wieder anzuheben, berücksichtigt meiner Meinung nach nicht, dass wir mit der Pandemie noch nicht am Ende sind. Das käme jetzt zu früh, das wäre jetzt der falsche Schritt», sagte der BdB-Hauptgeschäftsführer.

Die Bundesbank hatte sich dafür ausgesprochen, den antizyklischen Kapitalpuffer wieder aufzubauen. Dieser Puffer war 2019 auf 0,25 Prozent erhöht worden, im Zuge der Pandemie senkten ihn die Aufseher zum 1. April vergangenen Jahres aber wieder auf null Prozent.

Grundsätzlich soll dieser zusätzliche Kapitalpuffer die Widerstandsfähigkeit von Banken in Krisenzeiten erhöhen. Doch alles, was die Institute an Eigenkapital in die Vorsorge stecken, fehlt ihnen im laufenden Geschäft.

Sorge um Teuerungsrate

Mit Sorge sieht Ossig den deutlichen Anstieg der Teuerungsraten. «Aus unserer Sicht wird der Anstieg der Inflation langlebiger sein als noch vor Kurzem erwartet. Es gibt eine ganze Reihe von Faktoren, die dafür sprechen, dass wir gerade einen strukturell höheren Preistrend erleben.» In Deutschland erhöhten sich die Verbraucherpreise im November nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes um 5,2 Prozent zum Vorjahresmonat.

Die Europäische Zentralbank strebt für den gesamten Euroraum mittelfristig stabile Preise bei einer Teuerungsrate von zwei Prozent an. «Kein Unternehmer, mit dem ich gesprochen habe, geht davon aus, dass die Inflation absehbar wieder unter zwei Prozent fallen wird. Unternehmen haben das in ihren Planungen berücksichtigt, inklusive Preissteigerungen für ihre Produkte», sagte Ossig.

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