Coronavirus: Was ist im Musterland Österreich passiert?
Die zweite Welle des Coronavirus hält Einzug in Europa. Lange verschont, trifft es nun auch Österreich immer stärker. Was ist im einstigen Musterland passiert?

Das Wichtigste in Kürze
- Österreich galt lange Zeit über als Musterland in der Bekämpfung des Coronavirus.
- Die österreichischen Regierung schien der Schweiz immer einen Schritt voraus zu sein.
- Nun steigen aber auch die Fallzahlen in unserem Nachbarland rasant an.
Rot, rot, rot: Das Corona-Ampelsystem der österreichischen Bundesregierung zeigt sich derzeit alles andere als entspannend. Das Land wurde, wie viele andere westeuropäische Staaten, von der zweiten Welle des Coronavirus eingeholt. Erst am Samstag wurden rund 8000 Neuinfektionen innerhalb 24 Stunden vermeldet. Was ist nur passiert in dem Land, das lange Zeit als Musterland in der Bekämpfung des Coronavirus galt?
Immer ein Schritt voraus
Während die Schweiz im April über die Wirkung einer Maske diskutierte, galt in Österreich bereits seit Wochen Maskenpflicht in Supermärkten. Es ist beispielhaft für das Verhalten während der Pandemie: Die Schweiz scheint dem Nachbarland in Sachen Massnahmen immer wieder einen Schritt hinterherzuhinken.

So war es kaum erstaunlich, dass Österreich im Frühling nur an insgesamt einem Tag mehr als 1000 Neunasteckungen vermeldete. Die Schweiz hingegen erreichte diese Zahl an Neuinfizierten über Wochen hinweg. Über den Sommer hatte sich die Lage dann in beiden Ländern stabilisiert und die Bevölkerungen konnten grosse Freiheiten geniessen.
Nur um im Spätherbst die Corona-Zahlen explodieren zu sehen – jedenfalls in der Schweiz. Im Wochentakt verdoppelten sich die Neuansteckungen. Der Bundesrat wartete zu und sah von stark einschneidenden Massnahmen erstmals ab. Man wolle die Situation beobachten und sich dem passenden Weg annähern, hiess es.
Coronavirus verbreitet sich rasant in Österreich
Auch Österreich verzeichnete einen Anstieg. Aber nicht einmal annähernd im selben Ausmass wie die Schweiz. Fast viermal mehr Fälle wie in Österreich wurden zu Beginn des Oktobers hierzulande verzeichnet.

Doch die Situation droht nun auch in unserem Nachbarland zu kippen. Seit nunmehr zwei Wochen schiessen die Corona-Zahlen in Österreich unaufhaltsam in die Höhe. Die 7-Tage-Inzidenzen der Bundesländer liegen mittlerweile zwischen 300 und 700 Infektionen pro 100'000. Damit widerspiegelt die Situation der Bundesländer jene vieler Schweizer Kantone.

Und dies, obwohl sich der österreichische Weg erneut stark von dem der Schweiz unterschieden hat. Die Bundesregierung Österreichs entschloss sich – im Gegensatz zum Bundesrat und den Kantonen – für weitere einschneidende Massnahmen.
Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus zahlen sich noch nicht aus
So gelten seit dem Tag nach dem Anschlag in Wien, dem 3. November, starke Restriktionen im Freizeitverhalten der Menschen: Ausgangssperre zwischen 20 und 6 Uhr, geschlossene Gastro- und Hotelbetriebe und ein Verbot von Körperkontakt-Sportarten.
Bisher scheinen die neuerlichen Massnahmen noch nicht ihre Wirkung zu erfüllen - sie gelten aber auch erst seit sechs Tagen. Darum gilt es abzuwarten, ob und welcher Weg sich mehr ausgezahlt hat.