Coronavirus: Prozess gegen falschen Impfarzt in Deutschland

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Deutschland,

Ein falscher Arzt soll in Deutschland hunderte Patienten ohne ärztliche Zulassung gegen Corona geimpft haben. Nun steht er vor Gericht.

Der Angeklagte (v.l.) wird kurz vor Prozessauftakt Anfang Februar von Polizisten in das Landgericht Traunstein gebracht.
Der Angeklagte (v.l.) wird kurz vor Prozessauftakt Anfang Februar von Polizisten in das Landgericht Traunstein gebracht. - Tobias Hase/dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • In Deutschland hat ein Theologe ohne ärztliche Zulassung über 300 Menschen geimpft.
  • Er flog auf, als er die Corona-Impfung einem echten Arzt verabreichte.
  • Nun steht er vor Gericht und könnte verurteilt werden.

Mit gefälschter Approbation und ohne ärztliche Zulassung soll ein Theologe in Oberbayern mehr als 300 Menschen gegen Corona geimpft und bei Hunderten anderen die Impfung überwacht haben.

Heute geht der Prozess gegen den Mann vor dem Landgericht Traunstein in die Endrunde. Es wird erwartet, dass Staatsanwaltschaft und Verteidigung plädieren. Danach könnte auch das Urteil gesprochen werden.

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Fälle von Hepatitis bei Kindern könnten im Zusammenhang mit Covid stehen. (Symbolbild) - dpa

Zum Prozessauftakt im Februar hatte der 50-Jährige die Vorwürfe der Anklage weitestgehend eingeräumt. Es sei richtig, dass er falsche Doktortitel benutzt, eine Approbationsurkunde gefälscht und somit zu Unrecht Impfstoff verabreicht habe, liess er über seine Anwälte mitteilen.

Es sei ihm nicht zuletzt darum gegangen, eine Beschäftigung zu haben, sich gebraucht zu fühlen. Und auch darum, etwas zum Lebensunterhalt beizutragen.

Mindestens 306 Menschen selbst die Spritze gesetzt

Die Anklage lautet unter anderem auf gefährliche Körperverletzung, Urkundenfälschung und Titelmissbrauch. Laut Staatsanwaltschaft hatte der Mann bei mindestens 306 Menschen ohne ärztliche Zulassung selbst die Spritze gesetzt und in 1144 Fällen Injektionen von medizinischem Fachpersonal überwacht.

Der Mann war demnach im Impfzentrum Rosenheim und im Impfzentrum Karlsfeld im Landkreis Dachau tätig sowie mit mobilen Impfteams etwa in Pflegeeinrichtungen im Einsatz. Gesundheitliche Schäden erlitt den Ermittlern zufolge niemand.

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Insbesondere junge Leute seien gegenüber der Impfung skeptisch eingestellt, erzählt der Politikwissenschaftler Michael Hermann gegenüber Nau.ch. (Symbolbild) - dpa

Die Verteidigung ging zum Prozessauftakt aufgrund einer Befragung der Betroffenen nach Aufdeckung der Tat davon aus, dass 955 von gut 1400 Impflingen ihre Einwilligung in die Impfung trotzdem erteilt hätten. Er könne selbst nicht rekonstruieren, wie viele Menschen er geimpft habe, sagte seine Anwältin zum Prozessauftakt. Im Regelfall habe das medizinische Fachpersonal das Vakzin verabreicht.

Gut 20'000 Euro in Rechnung gestellt

Er habe gedacht, «er tut etwas Gutes» und bringe die Impfkampagne voran, sagte seine Anwältin weiter. In neun Monaten Untersuchungshaft sei ihm klar geworden, «dass das, was er gemacht hat, nicht geht». Er wolle sich nun bei allen entschuldigen, die er durch sein Vorgehen verletzt und getäuscht habe. Er soll gut 20'000 Euro in Rechnung gestellt haben, laut Verteidigung bekam er aber am Ende kein Geld.

«Deutschland macht es medizinischen Hochstaplern zu leicht», kritisierte Patientenschützer Eugen Brysch anlässlich des Falles. Angesichts von 17 Landesärztekammern sei es für Betrüger einfach, fehlende Zulassungen zu verschleiern. Um es Tätern schon im Vorfeld schwer zu machen, müssten die Prüfungsämter einbezogen werden, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz.

Ärzte Operation
Mehr Ärzte, höhere Kosten: Das Parlament will die Zulassung von Ärztinnen und Ärzten neu regeln. (Archivbild) - Keystone

«Sie haben vor Ausstellung der Approbation die Echtheit des Staatsexamens zu bestätigen.» Zudem brauche es endlich ein Zentralregister für Approbationen bei der Bundesärztekammer. Krankenhausträger müssten verpflichtet werden, die Zulassung eines Arztes hier abzufragen.

Aufgeflogen war der aktuelle Fall nicht zuletzt, als der falsche Arzt einen echten Arzt impfte. Diesem sei aufgefallen, dass der Mann auch auf einfachste ärztliche Fragen nicht antworten konnte, berichtete eine damals mit Ermittlungen betraute Polizeibeamtin. Daraufhin habe das Impfzentrum Anzeige erstattet.

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