SPD-Politiker und Gesundheitsexperte Karl Lauterbach behauptete, auf Mallorca würde beim Umgang mit dem Coronavirus «getrickst». Nun stösst er auf Gegenwehr.
Mallorca antwortet Lauterbach coronavirus
In Mallorca hatte man wenig Freude an der Kritik von Karl Lauterbach für den Umgang mit dem Coronavirus. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Man sei keine «Bananenrepublik», erklärt ein spanischer Gesundheitsexperte.
  • Damit reagiert er auf die Kritik des deutschen SPD-Politikers Karl Lauterbach.
  • Derzeit befinden sich zahlreiche deutsche Urlauber auf Mallorca.

Gesundheitsexperten auf Mallorca haben mit Empörung auf den Vorwurf des deutschen SPD-Politikers Karl Lauterbach reagiert. Dieser sagte, bei Angaben zum Coronavirus werde auf der Urlauberinsel getrickst.

«Wir sind hier schliesslich nicht in einer Bananenrepublik, sondern in einem ernsthaft und professionell geführten Land». Dies sagte der renommierte Gesundheitsexperte Joan Carles March am Freitag der «Mallorca Zeitung».

Deutsche reisen nach Mallorca

Antoni Oliver, Chefbiologe des Landeskrankenhauses «Son Espases» in Palma, in dem die Virenproben der Balearen analysiert werden, meinte: «Fakten sind Fakten, das ist schon empörend, wenn sie anders dargestellt werden.»

Derzeit befinden sich zahlreiche deutsche Urlauber auf der Insel. Zuvor sanken dort die Infektionszahlen und deutsche Behörden stuften die Balearen nicht mehr als Risikogebiet. Lauterbach hatte die Angabe, auf Mallorca sei die gefährlichere Corona-Variante P1 aus Brasilien nicht gefunden worden, in Zweifel gezogen.

Bundestag coronavirus
Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD, telefoniert bei der Ankunft, vor der Regierungserklärung von der Bundeskanzlerin zur Corona-Pandemie und zum Europäischen Rat im Bundestag. - dpa

Wörtlich sagte er am Donnerstagabend in der ZDF-Sendung «Maybrit Illner»: «Da wird auch noch getrickst, ich glaube da kein Wort. Ich glaube, dass die mittlerweile längst P1 haben. Und ich glaube auch den Fallzahlen nicht.» Belege für seine Äusserungen legte er nicht vor.

Die Klinik «Son Espases» hatte schon am Dienstag die kursierenden Berichte dementiert, die Variante P1 sei auf Mallorca diagnostiziert worden. «Wir haben die Variante B.1.1.28 gefunden. Die gefährliche Variante (aus Brasilien) ist die B.1.1.28.1, auch als P1 bezeichnet», hatte der Sprecher der Klinik, Juan Carlos González, der Deutschen Presse-Agentur gesagt.

Mallorquiner weisen Vorwurf zurück

Gesundheitsexperte March zeigte Verständnis für die Aufregung in Deutschland. Er könne nachvollziehen, dass dort gerade die Nerven blank lägen, sagte er der «Mallorca Zeitung». «Trotzdem sollte man versuchen, diese Themen rational zu betrachten», mahnte er. Das gelte auch für den Vorwurf Lauterbachs, die niedrigen Corona-Zahlen seien nicht glaubhaft.

«Die Balearen gehören spanienweit zu den Regionen, bei denen die Nachverfolgung der Infektionsketten am besten funktioniert», sagte March. Die Zahl der Neuinfektionen je 100'000 Einwohner binnen 7 Tagen verharrt auf den Balearen derzeit bei etwa 30. Zum Vergleich: In Deutschland steigt dieser Wert zurzeit täglich und lag am Freitag laut Robert Koch-Institut bei 119.

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