Coronavirus: Können Touristenhotspots mit Massentests sicher werden?
Testen, testen, testen, das ist das Credo der portugiesischen Touristenstadt Cascais. So will sie bei den Touristen trotz Coronavirus punkten. Ob das aufgeht?

Das Wichtigste in Kürze
- Portugal schneidet bisher relativ gut in der Corona-Krise ab.
- Eine Touristenstadt will mit durchgeführten Massentests Touristen anlocken.
- Über eine Million kostet es, die ganze Stadt auf das Coronavirus testen zu lassen.
Mit etwas über 31'500 Infizierten steht Portugal gemäss Johns Hopkins Universität an 28. Stelle der Länder mit den meisten Fällen des Coronavirus. Einen Platz vor der Schweiz (über 30'000 Fälle).
Doch bei den Todesfällen schneidet das Zehnmillionen-Land deutlich besser ab. Etwas über 1360 Todesopfer beklagt das Land bisher. Das sind 14 Todesfälle auf 100'000 Einwohner gerechnet. Zum Vergleich: Die Schweiz verzeichnet 19 Todesfälle und Nachbar Spanien gar 56 Todesfälle auf 100'000 Einwohner.

Kurzum: Portugal ist bisher in der Corona-Krise glimpflich davon gekommen. Dass das auch wirtschaftlich so bleibt, will nun das Land den wichtigen Tourismus ankurbeln.
Besonders sicheres Reiseziel trotz Coronavirus
Um bei den Touristen zu punkten, geht die Küstenstadt Cascais nahe Lissabon einen speziellen Weg. Die gesamte Bevölkerung der vor allem bei Luxustouristen beliebten Stadt soll auf Antikörper getestet werden. So will die Stadtregierung Cascais als besonders sicheres Reiseziel vermarkten.

Am zweiten Tag hätten sich bereits 90'000 Einwohner für einen Test anmelden wollen. Dies berichtet Vize-Bürgermeister Miguel Pinto gegenüber der deutschen «Tagesschau». Natürlich habe dies zu Wartezeiten geführt.
Antikörpertests von Roche
Umgerechnet 5.80 Franken kostet ein Antikörpertest des Schweizer Pharmaunternehmens Roche. Bei einer Bevölkerung von rund 200'000 ergibt das Gesamtkosten von etwas über einer Million Franken. Diese sollen durch private Spenden und die Stadt abgedeckt werden.
Tausende Menschen aus Cascais pendeln jedoch täglich in die Hauptstadt und wieder zurück. Dort können sie sich jederzeit mit dem Coronavirus infizieren. Damit seien die Antikörpertests lediglich eine Momentaufnahme, so Kritiker. Sie halten das Projekt daher für wenig sinnvoll.
Auch kommt hinzu, dass die Laborkapazitäten in Cascais gerade mal für 5000 Proben pro Woche ausreichen. Demnach würde es bis zu 40 Wochen dauern, bis alle Bewohner getestet wurden.

Wohl eher ein PR-Coup
Das Unterfangen ist deshalb wohl mehr als PR-Coup, denn als wirklicher Schutz vor dem Virus zu bewerten. Eher unwahrscheinlich also, dass andere, und vor allem noch grössere, Touristendestinationen es Cascais nachmachen werden.
Und ohnehin dürfte Portugal auch ohne Massentests bei den Touristen zu den unproblematischsten Reiseländern zählen.