Ibiza versucht verzweifelt, Infektionen mit dem Coronavirus in den Griff zu kriegen. Jetzt sollen Undercover-Detektive rekrutiert werden, um Partys zu finden.
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Touristinnen am Strand in Zeiten des Coronavirus. (Symbolbild) - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Auf Ibiza explodieren die Corona-Fallzahlen. Schuld sei das Nachtleben.
  • Die Polizei hat aber Mühe, die verbotenen privaten Veranstaltungen zu kontrollieren.
  • Sie will jetzt ausländische Detektive rekrutieren, die Partys besuchen.

Berufliche Neuorientierung gefällig? Die spanischen Behörden auf Ibiza suchen Ausländer zwischen 30 und 40 Jahren, die undercover Partys besuchen. Dort sollen sie Verstösse gegen die geltenden Schutzmassnahmen wegen des Coronavirus aufdecken und dann melden.

Trotz Coronavirus: Feiern bis der Arzt kommt

Auf der Ferieninsel, die bekannt für ihre Clubs ist, explodierten die Fallzahlen des Coronavirus zuletzt wieder. In den letzten zwei Wochen verzeichnete Ibiza wieder eine 14-Tages-Inzidenz von 1814 Fällen pro 100'000 Einwohner. Die Behörden sind sich sicher: Verantwortlich dafür ist das Nachtleben.

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Die Regionalregierung der Balearen verabschiedete einen Erlass, wonach All-Inklusive-Hotels an der Playa de Palma ab Februar wegen des Coronavirus nicht mehr unbegrenzt kostenfreien Alkohol anbieten dürfen. Foto: Jens Kalaene/zb/dpa - dpa-infocom GmbH

Also gab es eine Reihe neuer, strenger Vorschriften. Drinnen darf man nur noch in kleinen Gruppen sitzen und in der Nacht herrscht eine Ausgangssperre. Eine Leserin sagte aber zu Nau.ch: Die Partys hätten sich einfach in die Beachclubs am Tag und in private Haushalte verlagert.

Genau diese Haushalte sind den Behörden ein Dorn im Auge. Juristisch ist es für die Polizei, selbst wenn ein entsprechender Hinweis vorliegt, schwierig, Zugang zu einem privaten Grundstück zu bekommen. Eine drakonische Busse von bis zu 600'000 Euro soll davor abschrecken, Leute zu sich einzuladen.

Undercover-Partyhengst gesucht

Offenbar funktioniert das aber nicht. In den Wohnzimmern der Insel wird weiter gefeiert, bis dass der Arzt kommt. «Das ist nicht mehr nur eine einfache Gesetzesübertretung. Das ist ein Gesundheitsrisiko für die ganze Bevölkerung», wird ein Behördenvertreter im «Diario de Ibiza» zitiert.

Party Coronavirus
Die Partys haben sich aus den Clubs in die privaten Wohnzimmer verschoben. - Pixabay

Für die Polizei sei es aber schwierig, diese Partys zu finden und zu infiltrieren. Denn unter den Einheimischen kennt auf der Insel jeder jeden. Die Polizisten werden also sofort erkannt und nicht eingeladen. «Also brauchen wir Hilfe von aussen».

Die Polizei sei darum jetzt im Gespräch mit einer externen Firma, welche ein Team aus Undercover-Detektiven zusammenstellen soll. Diese sollen die Partys infiltrieren und die Verstösse an die Polizei melden. Man suche seit zwei Wochen Ausländer zwischen 30 und 40. Diese sollen als Party-Touristen getarnt nach Ibiza reisen und es so richtig krachen lassen.

Kritik von Links

Man sei «zuversichtlich, dass das Projekt noch diesen Sommer anläuft». Man müsse die Situation irgendwie wieder unter Kontrolle bekommen.

Der Plan stösst aber nicht nur auf Begeisterung. Die Sozialisten, welche in der regionalen Administration eine Mehrheit stellen, kritisierten die Pläne als «unseriös». Sprecher Vicent Torres sagte: «Wir brauchen ernsthafte Vorschläge, die juristisch abgestützt sind. Hier werden unverantwortliche Ansätze verfolgt, die wir so nicht unterstützen können.»

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