Coronavirus: Epidemiologe überrascht mit Aussage zu Quarantäne

Simon Binz
Simon Binz

Deutschland,

Ein deutscher Epidemiologe fordert einen radikalen Strategiewechsel bei der Bekämpfung des Coronavirus. Man müsse sich auf «Superspreader» konzentrieren.

Karl Lauterbach (SPD) fordert ein Signal des Bundes gegen die Pläne in Thüringen. Foto: Kay Nietfeld/dpa
Karl Lauterbach (SPD) fordert ein Signal des Bundes gegen die Pläne in Thüringen. Foto: Kay Nietfeld/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein deutscher Epidemiologe überrascht mit einer Aussage zur Corona-Quarantäne.
  • Gemäss Karl Lauterbach ist mehr als eine Woche Isolation gar nicht notwendig.

Deutschland befindet sich im Kampf gegen das Coronavirus am Anfang der zweiten Welle. Davon ist SPD-Politiker und Epidemiologe Karl Lauterbach überzeugt. In einem Interview mit dem «Spiegel» sagt der 57-Jährige, dass es deshalb einen Strategiewechsel brauche.

Dazu gehöre etwa, dass sich die Ämter auf die sogenannten Superspreader konzentrieren. Denn: «Jedem Einzelkontakt nachzutelefonieren» sei völlig ineffizient, so Lauterbach. Er präzisiert: Es werde ein riesiger Aufwand mit massivem Personaleinsatz betrieben, das habe keinerlei Nutzen.

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Laut einem Deutschen Epidemiologen sollten sich Ämter bei der Bekämpfung des Coronavirus vor allem auf «Superspreader» konzentrieren. - Keystone

«Wir wissen inzwischen, dass Einzelüberträger für das exponentielle Wachstum kaum Bedeutung haben.» Werde man dort nicht umsteuern, bekomme man eine heftige zweite Welle.

«Die Ämter sollten auf die wenigen hochansteckenden Infizierten konzentrieren, die bei Gruppentreffen oft Dutzende anstecken.» Der SPD-Politiker bezeichnet die Superspreader als der «treibende Faktor der Pandemie».

Coronavirus: Strategie von Japan übernehmen?

Lauterbach fordert, man solle die Strategie von Japan übernehmen. Diese sei im Kampf gegen Superspreader bisher am erfolgreichsten. Auch Star-Virologe Christian Drosten halte diese Strategie für richtig und wichtig, hält der Politiker fest.

Er erläutert: «Wenn jemand getestet wird, muss zugleich mithilfe eines Formblatts systematisch abgefragt werden, ob er in den vergangenen Tagen bei einem potenziellen Superspreader-Event war».

Als Beispiele nennt Lauterbach etwa Konzerte oder Hochzeiten. Und auch Lehrer sollten schon beim Testen angeben, ob sie in einer Schule tätig seien. Sollte der Test dann positiv ausfallen, müssten alle anderen Teilnehmer der Veranstaltung sofort in Quarantäne geschickt werden.

Coronavirus - Japan
Grundschulkinder in Japan tragen aus Sorge vor der Ausbreitung der Corona-Pandemie Gesichtsschutze im Musikunterricht. Das Land verfolgt die «Superspreader»-Strategie und ging nie in einen Lockdown. - dpa

«Unverzüglich, noch bevor sie selbst getestet wurden», präzisiert der Experte. Nur so könne man verhindern, dass sie in der Zeit, in der sie infektiös sein könnten, das Virus nicht weitergeben werden.

Innerhalb einer Schulklasse müssten alle Schüler und deren Familien für eine Woche in Quarantäne, sagt Lauterbach zudem und überrascht mit einer Ergänzung: «Mehr als eine Woche Quarantäne ist übrigens nicht notwendig.»

Er präzisiert und sagt, dass Infizierte nämlich «fast nie länger als eine Woche» ansteckend seien. «Selbst, wenn sie noch erkrankt sind», so der Epidemiologe.

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