Am Freitag verzichtete der Bundesrat auf grosse Lockerungen der Massnahmen gegen das Coronavirus und verwies auch auf Nachbarländer, doch wie sieht es dort aus?
Alain Berset Coronavirus
Bundesrat Berset und seine Kollegen gaben am Freitag keine grossen Lockerungen mehr bekannt. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bundesrat verwies nach den wenigen Lockerungen auf die Situation der Nachbarländer.
  • Frankreich und Italien gehen zu Teilen in einen neuerlichen Lockdown.
  • Nur wenige europäische Länder haben laschere Massnahmen als die Schweiz.

Am Freitag verkündete der Bundesrat, dass die Beschränkung in Innenräumen von fünf auf zehn Personen angehoben wurde. Dies blieb aber auch die einzige nennenswerte Veränderung am gestrigen Freitag. Der Bundesrat verzichtet also auf weitere Öffnungsschritte. Alain Berset wies darauf hin, dass die Schweizer im Vergleich zum Ausland auch so noch viele Freiheiten geniessen würden.

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Bundesrat Alain Berset, rechts, spricht an der Seite von Pascal Strupler, Direktor des BAG. Gestern Freitag forderte Berset die von den wenigen Lockerungen enttäuschten Bürger auf, einen Blick auf die Nachbarländer zu werfen. - Keystone

Der an der Universität Oxford entwickelte «Covid-19 Stringency Index» gibt Berset bei dieser Aussage recht. Der Index ordnet Länder anhand von Indikatoren in eine Skala ein, je höher der Wert, desto strenger sind die Einschränkungen. Die Schweiz weist dabei einen Wert von 60,2 auf und liegt damit über zehn Punkte unter Frankreich, Deutschland oder Österreich. In Grossbritannien und Italien liegt der berechnete Wert sogar über 80.

Coronavirus: Teil-Lockdown in Frankreich und Italien

In den Nachbarländern Frankreich und Italien wurde zuletzt für grosse Teile des Landes wieder ein Lockdown ausgerufen. In den nicht vom Lockdown betroffenen Gebieten herrscht weiterhin eine Ausgangssperre. Über die Osterfeiertage stuft Italien das ganze Land, bis auf die Insel Sardinien, in der höchsten Alarmstufe ein.

In Frankreich dürfen sich Einwohner der vom Lockdown betroffenen Gebiete, nur noch in einem Radius von zehn Kilometern aufhalten.

Paris.
Die Seine-Brücke Pont des Arts in Paris. Auch die Hauptstadt von Frankreich ist vom neuerlichen Lockdown betroffen. - AFP/Archiv

Weiterhin strenge Massnahmen in Österreich

In Österreich herrscht weiterhin eine Ausgangssperre zwischen 20 und 6 Uhr. Bei Restaurants ist lediglich Take-away bis 19 Uhr erlaubt, Hotels bleiben geschlossen. Coiffeur-Besuche sind nur mit einem aktuellen negativen Testergebnis erlaubt, die Skigebiete sind aber noch offen. Am Montag steht ein Krisengipfel bevor, an dem die Regierung womöglich noch strengere Massnahmen beschliessen wird.

Lockern die Deutschen wirklich weiter?

Deutschland hat schon seit längerer Zeit strenge Massnahmen, was die Fälle aber nicht vom Anstieg abhalten konnte. Seit Anfang März gibt es Öffnungen, so sind beispielsweise Schulen und Kitas wieder geöffnet. Auch Buchhandlungen und Gartencenter können mittlerweile wieder besucht werden. Ob die Öffnungsstrategie auch beim vorgesehenen nächsten Schritt am Montag fortgeführt wird, ist aufgrund der steigenden Fälle unklar.

Angela Merkel
Musste zuletzt wieder steigende Zahlen hinnehmen: Bundeskanzlerin Angela Merkel. (Archivbild) - dpa-infocom GmbH

Im Vergleich mit dem Ausland, scheinen die Massnahmen in der Schweiz tatsächlich noch human zu sein. Selbst in Portugal, dass derzeit den niedrigsten Inzidenzwert in Europa hat, herrschen noch strengere Massnahmen. Gemäss der Skala vom Stringency Index sind die Einschränkungen derzeit nur in wenigen europäischen Ländern lockerer als in der Schweiz. Zu diesen zählen Luxemburg, Finnland, Serbien, Bulgarien und Weissrussland.

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