Coronavirus: Deutsche zählen mehr Zertifikate als Impfungen
Seit rund einem Jahr laufen die Impfungen gegen das Coronavirus in Deutschland auf Hochtouren. Es scheint, dass Zertifikate noch schneller ausgehändigt werden.

Das Wichtigste in Kürze
- Bisher sind in Deutschland etwa 162 Millionen Impfdosen verabreicht worden.
- Demgegenüber wurden rund 43 Millionen mehr Impfzertifikate ausgestellt.
- Dies liegt jedoch weder an gefälschten Impfpässen noch an nicht gemeldeten Impfungen.
Vor rund 13 Monaten startete Deutschland die Impfkampagne gegen das Coronavirus. Seitdem wurden rund 162 Millionen Dosen Impfstoff für Erst-, Zweit- und Drittimpfungen verabreicht.
Was seltsam anmutet: Demgegenüber sind rund 205 Millionen digitale Corona-Zertifikate ausgehändigt worden. Dies entspricht einem Plus von etwa 43 Millionen – oder fast einem Viertel mehr Impfausweise.

Ist die Diskrepanz etwa aufgrund gefälschter Impfpässe oder nicht gemeldeter Impfungen entstanden? Obwohl dies auf den ersten Blick plausibel erscheint, verneint dies das Bundesgesundheitsministerium gegenüber der «Neuen Osnabrücker Zeitung».
Schuld ist offenbar vielmehr schlechte Organisation. So hätten insbesondere zu Beginn Impfzentren viele Zertifikate automatisch erstellt. Diese seien dann an die gegen das Coronavirus geimpften Personen geschickt worden. Gleichzeitig hätten jene oft auch ein Zertifikat in der Apotheke erhalten.
Coronavirus: Diskrepanz zwischen Impfungen und Zertifikaten wächst
Hinzu kommt, dass ein Zertifikat mehrfach ausgestellt werden kann. Dies ist dann der Fall, wenn eine Person ihren Impfausweis verlieren sollte. Nichtsdestotrotz hat sich die Diskrepanz zwischen ausgestellten Zertifikaten und Impfungen in den letzten Wochen weiter vergrössert. Denn Mitte Dezember betrug die Differenz «nur» knapp 26 Millionen.
Um den Ursachen auf den Grund zu gehen, braucht es detaillierte Daten zur Zertifikatsausstellung. Diese können lediglich vom Robert-Koch-Institut (RKI) durchgeführt werden. Nun jedoch häufen sich die Spekulationen in der Politik.
«Die enorme Diskrepanz zwischen den Impfzahlen des RKI und den digitalen Impfzertifikaten zeigt einmal mehr das Datenchaos bei der Bundesregierung». Dies sagt etwa René Springer, Sprecher für Arbeit und Soziales der AfD-Bundestagsfraktion.

Die Linke Fraktion hingegen befürchtet sogar, dass nicht jeder Geimpfte einen digitalen Impfnachweis erhalten hat. «Dann wäre bei mehr als jeder vierten Impfung etwas schiefgelaufen», sagt Sprecherin Kathrin Vogler der «Neuen Osnabrücker Zeitung».