Brexit: London und Brüssel treiben Verhandlungen voran
Die britische Regierung erklärte die Gespräche über ein EU-Handelsabkommen zeitweise für beendet. Nun starten die Verhandlungen neu.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Verhandlungen zwischen der EU und Grossbritannien über ein Handelspaket starten neu.
- Bis Mittwoch sind Gespräche in London angesetzt, danach die nächste Runde in Brüssel.
- Die britische Regierung hatte die Gespräche zuvor zeitweise für beendet erklärt.
Nach dem Neustart der Verhandlungen über einen EU-Handelspakt mit Grossbritannien suchen beide Seiten nun unter Ausschluss der Öffentlichkeit konkrete Fortschritte. Bis Mittwoch seien Gespräche in London angesetzt und danach die nächste Runde in Brüssel. Dies sagte ein Sprecher der EU-Kommission am Sonntag. Wie es inhaltlich vorangeht, wollten beide Seiten auf Anfrage nicht sagen.
Die britische Regierung hatte die Gespräche zeitweise für beendet erklärt. Nach Zusicherungen aus Brüssel am Mittwoch kehrte sie aber an den Verhandlungstisch zurück. Der Vertrag soll Zölle abwenden und Handelshemmnisse mindern. Die Verhandlungsfrist beträgt aus EU-Sicht nur zwei bis drei Wochen, weil der Text danach noch ratifiziert werden muss.
Waren könnten ohne Abkommen ein Drittel teurer werden
In der schweren Corona-Wirtschaftskrise steht auch Grossbritannien enorm unter Erfolgsdruck. Waren des täglichen Lebens könnten ohne den Handelspakt durch Zölle um fast ein Drittel teurer werden. Dies warnte der Verband Logistics UK in einem Brief an die «Sunday Times».

Dazu könnten etwa frisches Obst und Gemüse gehören, bei dem Grossbritannien insbesondere in den Wintermonaten auf Importe angewiesen ist. Wirtschaftsverbände beider Seiten warnen seit langem für den Fall eines «No Deal»: Das Handelsvolumen könnte einbrechen sowie Lieferketten unterbrochen und Zehntausende Jobs könnten verloren gehen.
In den Verhandlungen besonders umstritten waren zuletzt drei Punkte: die EU-Forderung nach gleichen Umwelt-, Sozial- und Beihilferegeln, um unfairen Wettbewerb zu verhindern; Schlichtungsregeln für mögliche Vertragsverstösse; und der Zugang von EU-Fischern zu britischen Gewässern. Beim Punkt Fischerei hatte lange vor allem Frankreich vehement unveränderte Fangrechte verlangt. Zuletzt hatte Paris seine Haltung aber gelockert, wie mit den Verhandlungen vertraute Personen Ende der Woche bestätigten.