Leere Regale in den Supermärkten Nordirlands: Britsche Supermarktketten warnen vor weiteren Lieferengpässen als Folge des Brexits.
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Teils leere Regale in einem Belfaster Supermarkt. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • An Weihnachten einigten sich die EU und Grossbritannien auf einen Handelspakt.
  • Seit dem Brexit zu Beginn des Jahres gibt es vermehrt Schwierigkeiten im Handel.
  • Nun tauchen Bilder von leeren Regalen in Supermärkten Nordirlands auf.

Bilder leerer Supermarktregale in Nordirland haben für Aufsehen gesorgt. Die Lage bleibt kritisch. Und auch an anderer Stelle könnten bald Folgen des Brexits zu spüren sein. Mehrere britische Supermarktketten haben vor weiteren Schwierigkeiten bei der Lebensmittelversorgung in Nordirland wegen des Brexits gewarnt.

Die Chefs von Tesco, Sainsbury's, Asda und anderen richteten sich mit einem Brief an Staatsminister Michael Gove. Darin forderten sie eine bestehende Übergangsregelung mit vereinfachten Kontrollen über das erste Quartal hinaus zu verlängern.

Ansonsten könne es zu «erheblichen Störungen» in der Lebensmittelversorgung in Nordirland kommen. Das hiess es in dem Schreiben.

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Leere Regale sind in einem Sainsbury's-Supermarkt im Forestside-Einkaufszentrum in Belfast zu sehen. - keystone

Gove sagte im Parlament: «Diese Engpässe wurden inzwischen weitgehend überwunden.» Es gebe keine nennenswerten Warteschlagen, und Supermärkte meldeten gute Versorgung. Allerdings müsse sichergestellt werden, dass auch nach dem Ende der Übergangsphase ein «nachhaltiger Ansatz» verfolgt wird, sagte Gove.

Boris Johnson bagatellisiert Lieferengpässe

Premierminister Boris Johnson verteidigte seine Behauptung, der in Kraft getretene Deal mit der EU werde keinerlei Handelshemmnisse mit sich bringen. Es handle sich lediglich um «Kinderkrankheiten», sagte der Premier in einem Parlamentsausschuss am Mittwoch.

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Boris Johnson spricht bei den Lieferengpässen von «Kinderkrankheiten». - epa

Doch der britische Handelsverband BRC warnte vor neuen Problemen. «Wenn wir in den nächsten Monaten keine praktikable Lösung für Einzelhändler finden, wird es in Nordirland zu erheblichen Störungen kommen.» Das sagte BRC-Experte Andrew Opie einem Parlamentsausschuss.

Grossbritannien hatte den EU-Binnenmarkt und die Europäische Zollunion zum Jahreswechsel endgültig verlassen. Seitdem gibt es vermehrt Schwierigkeiten im Handel wegen Zollvorschriften, Bestimmungen zur Lebensmittelsicherheit und zur Mehrwertsteuer.

Vor allem Nordirland betroffen

Vor allem Nordirland ist stark betroffen. Dort gab es bereits Klagen über leere Supermarktregale. Die Provinz ist Teil des Vereinigten Königreichs. Nordirland wird aber laut Austrittsabkommen nach den Regeln der EU-Zollunion und des Binnenmarkts behandelt.

Damit soll eine harte Grenze zum EU-Mitglied Republik Irland und ein Wiederaufflammen des Nordirland-Konflikts verhindert werden. Probleme drohen auch an anderer Stelle: Am Ärmelkanal, wo seit dem endgültigen Vollzug des Brexits bisher verhältnismässig wenig Verkehr herrscht.

«Es wird schlimmer», sagte der Chef des Verbands der Lebensmittel- und Getränkehersteller FDF, Ian Wright, dem Ausschuss.

Derzeit überquerten etwa 2000 Lastwagen täglich den Kanal. Normalerweise seien es 10'000. BRC-Experte Opie warnte, Unternehmen seien immer noch nicht vollständig auf Änderungen bei Zollanträgen eingestellt. «Deshalb erwarten wir Probleme», sagte er.

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