Ärzte ohne Grenzen beendet Arbeit in angegriffener Entbindungsstation in Kabul
Nach dem tödlichen Anschlag auf eine Entbindungsstation in Kabul stellt die Organisation Ärzte ohne Grenzen die Arbeit in der Klinik ein.

Das Wichtigste in Kürze
- Bei Anschlag starben im Mai 25 Menschen - Vor allem Mütter unter den Opfern.
Die Entbindungsstation werde geschlossen, teilte die Hilfsorganisation am Montag in der afghanischen Hauptstadt mit. Zur Begründung führte sie an, dass weitere Angriffe nicht ausgeschlossen werden könnten. Noch immer gebe es keine Informationen darüber, wer für die Tat verantwortlich sei.
Bei dem Angriff auf das Bartschi-Nationalkrankenhaus in Kabul waren Mitte Mai 25 Menschen getötet worden. Unter ihnen waren zwei Kinder im Alter von sieben und acht Jahren, eine Hebamme von Ärzte ohne Grenzen und 16 Mütter, die in ihren Betten gezielt erschossen wurden.
Den internationalen Helfern sei das Risiko des Einsatzes immer bewusst gewesen, erklärte Thierry Allafort-Duverger, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in Frankreich. «Aber wir konnten uns nicht vorstellen, dass jemand die absolute Ungeschütztheit von Frauen, die kurz vor der Niederkunft stehen, ausnutzen würde, um sie und ihre Babys auszulöschen.»
Ärzte ohne Grenzen müsse die Realität akzeptieren, erklärte Allafort-Duverger. «Höhere Mauern und dickere Sicherheitstüren werden nicht verhindern, dass sich solche schrecklichen Übergriffe wiederholen. Zu bleiben, würde bedeuten, einen solchen Verlust an Menschenleben bei unserer Tätigkeit mit einzukalkulieren, und das ist für uns unvorstellbar.»
Mit fast 16.000 Geburten im vergangenen Jahr war die Entbindungsstation eines der grössten Mutter-Kind-Projekte von Ärzte ohne Grenzen weltweit.