Die alt Bundesrätin Ruth Dreifuss setzt sich seit Jahren für eine bessere Drogen-Politik ein. So müsse etwa die Beurteilung von Drogen überarbeitet werden.
Die Alt-Bundesrätin und Präsidentin der Weltkommission für Drogenpolitik Ruth Dreifuss posiert.
Die Alt-Bundesrätin und Präsidentin der Weltkommission für Drogenpolitik Ruth Dreifuss posiert. - keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Alt Bundesrätin Ruth Dreifuss will eine Drogenpolitik, die auf soziale Integration setzt.
  • Das Vorgehen gegen Konsumenten und die Beurteilung von Drogen müsse geändert werden.
  • Ein Wandel in dieser Hinsicht sei in gewissen Ländern aber ersichtlich.

Die ehemalige Bundespräsidentin Ruth Dreifuss setzt sich seit Jahren für einen besseren Umgang mit Sucht- und Drogenstoffen ein. Seit 2016 steht sie der «Weltkommission für Drogenpolitik» vor, die sie sich in diesem Zusammenhang den Menschenrechten verschreibt.

In einem Interview mit dem «Spiegel» erklärt sie am Wochenende: «Der Krieg gegen die Drogen ist voll und ganz gescheitert.» Der in den USA vor 50 Jahren ausgerufene Kampf gegen die Suchtmittel habe nichts bewirkt.

drogen
Der Anti-Drogen-Krieg auf den Philippinen. - AFP

Der Drogenkonsum und die davon ausgehenden gesellschaftlichen Probleme haben sich weltweit verschlimmert. Die Gewalt auf den Strassen und die Gefährlichkeit der Drogen sei gestiegen, meint Dreifuss.

Ruth Dreifuss: «Beurteilung der Legalität hat wenig mit Realität zu tun»

Wie die 80-Jährige erklärt, habe die Entscheidung, was legal und was illegal ist, dabei wenig mit der Realität zu tun. Viel eher basiere sie auf Vorurteilen gegenüber den Drogen-Konsumenten. «Cannabis zum Beispiel ist weniger riskant als Alkohol oder Tabak.»

Konsumieren etwa weisse, gut integrierte Menschen mit wenig Migrationshintergrund Drogen, seien diese mit höherer Wahrscheinlichkeit legal.

Cannabis
Ein Mann raucht Cannabis. - Keystone

Eine Alternative für den Krieg gegen Drogen? Eine Drogenpolitik, die «auf die Gesundheit und die soziale Integration der Nutzer setzt». So habe laut der alt Bundesrätin unter anderem die kostenlose kontrollierte heroingestützte Behandlung für Schwerabhängige in der Schweiz gute Ergebnisse gebracht.

Wandel in der Drogen-Politik vieler Länder

Für Dreifuss steht fest: Der aggressive Kampf gegen Suchtmittel ist kein erfolgreicher Weg. Beispiele dafür sind etwa die Philippinen, Thailand oder Singapur.

Ein Wandel in dieser Hinsicht sei aber ersichtlich, erzählt sie gegenüber dem «Spiegel». So stellen etwa China und der Iran den Süchtigen sauberes Injektionsmaterial zur Verfügung. In Ecuador werden wiederum kleine Drogenschmuggler von der Haft verschohnt, damit sie für ihre Familien sorgen können – vor allem in der heutigen Corona-Krise.

Zwei Drogendealer übergeben sich etwas.
Brasilien hat seit vielen Jahren mit Drogen, Kriminalität und Bandenbildung zu kämpfen. - Keystone

«Selbst Staaten, von denen man es kaum erwarten würde, öffnen sich langsam für die Massnahmen zur Schadensminderung, die in Europa entwickelt wurden.» Für Ruth Dreifuss ein klarer Erfolg im Kampf gegen Drogen und gegen Repression.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

DrogenKriegSpiegelGewaltHaftCannabis