Der von Corona-Infektionen verursachte Stau in chinesischen Häfen macht dem Schiffsverkehr weiterhin zu schaffen – mehr als der Stau von Ende März im Suezkanal.
Yantian
Blick auf den chinesischen Containerhafen Yantian vor der Metropole Shenzhen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Corona-Infektionen sorgen aktuell für Verzögerungen in chinesischen Häfen.
  • Die Anzahl wartender Containerschiffe nimmt offenbar weiterhin zu.
  • Der Stau in China gilt gar als problematischer als der Stau im Suezkanal von Ende März.

Der Welthandel leidet nach Beobachtungen des deutschen Instituts für Weltwirtschaft (IfW) weiter unter gravierenden Störungen im Container-Schiffsverkehr. Im Zentrum stehen Häfen am südchinesischen Meer, wo Corona-Infektionen für Terminalschliessungen und entsprechende Verzögerungen gesorgt haben.

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Container am Hafen von Yantian. - Keystone

«Die Anzahl wartender Containerschiffe im chinesischen Perlflussdelta nimmt rasant zu», berichtete das IfW am Dienstag. «In den vergangenen vier Wochen hat der Hafen Yantian nur gut 40 Prozent der üblichen Containermenge verschifft. Auch den Hafen von Shenzhen verlassen weniger Container als üblich.»

Problem in Yantian grösser als Problem im Suezkanal

«Die Mega-Häfen Shanghai und Ningbo verzeichnen aber gegenwärtig noch keine Einbrüche. Sollte sich die chinesische Schifffahrtskrise zuspitzen, könnte sich dies aber ändern», sagt IfW-Ökonom Vincent Stamer.

Der Stau im chinesischen Hafen Yantian gilt in der Schifffahrtsindustrie inzwischen als grösseres Problem als der einwöchige Stau am Suezkanal. Dieser war Ende März durch die Havarie des Containerfrachters «Ever Given» verursacht worden.

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Das Container-Schiff «Ever Given» blockierte den Suezkanal. - AFP

Die weltgrösste Container-Reederei Maersk signalisiert ihren Kunden aber inzwischen absehbare Entspannung dort: «Nach einem sechstägigen Stopp für Exportcontainer haben die Hafenbehörden von Yantian angekündigt, dass die Produktivität allmählich steigen wird. Da mehr Arbeiter zurückkehren und mehr Liegeplätze wieder geöffnet werden», heisst es in einer Information für die Kunden vom Montag.

Umleitung in andere Häfen verursacht ebenfalls Wartezeiten

Allerdings verursachten Umleitungen zu anderen Häfen wiederum steigende Wartezeiten dort: «Die derzeitige durchschnittliche Wartezeit in Shekou, Nansha und Hongkong liegt zwischen 2 bis 4 Tagen. Aber da immer mehr Reedereien Yantian auslassen, wird diese Zahl voraussichtlich steigen.»

Das IfW wertet mit einem neuen Analyse-Tool weltweit Schiffsbewegungen aus. Dies, um so Rückschlüsse auf die Entwicklung der globalen Handelsströme zu ziehen. Dabei werden an- und ablegende Schiffe für 500 Häfen weltweit erfasst. Zusätzlich werden Schiffsbewegungen in 100 Seeregionen analysiert und die effektive Auslastung der Containerschiffe anhand des Tiefgangs gemessen.

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