Experte: China könnte von Trumps Zöllen profitieren
Trump übersät die ganze Welt mit seinen Mega-Zöllen. Laut einem Ökonomen könnte der Schuss nach hinten losgehen und China vom Zoll-Krieg sogar profitieren.

Das Wichtigste in Kürze
- Nach der Ankündigung der US-Zölle wendet sich Brasilien im Handel stärker nach China.
- Ein Ökonom sagt, China könnte sogar von den weltweiten US-Zöllen profitieren.
- Der Handel mit China ist aber nicht unproblematisch.
Trumps Zoll-Hammer von 39 Prozent hat die Schweiz schwer getroffen. Andere Länder hat es aber noch schlimmer erwischt: beispielsweise Brasilien mit US-Zöllen von 50 Prozent.
Die brasilianische Regierung hat letzte Woche ein Hilfspaket in Milliardenhöhe für von US-Zöllen betroffene Unternehmen vorgestellt. Brasilien und die Welt seien Zeugen einer «echten Erpressung», sagte die Ministerin für institutionelle Beziehungen, Gleisi Hoffmann.
Brasilien setzt nun auf eine stärkere Diversifizierung der Exportmärkte. Man verhandelt mit BRICS-Partnern wie Indien, China und Russland über alternative Absatzmöglichkeiten. Seit dem Handelskonflikt mit den USA versucht China, bei anderen Staaten für sich als stabilen Handelspartner zu werben.
China könnte von den weltweiten US-Zöllen profitieren
Sollten Europa und die Schweiz angesichts der hohen US-Zölle auch verstärkt auf den Handel mit China setzen? Nau.ch hat bei Mathias Binswanger nachgefragt. Er ist Dozent für Volkswirtschaftslehre an der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Der Handel mit China nehme so oder so zu, sagt der Ökonom. Und China sei bereits heute einer unserer wichtigsten Handelspartner.
«Aber wir sollten uns auch nicht von China abhängig machen. Genau wie die USA ist China eine Grossmacht und nutzt diese Macht wirtschaftlich aus», warnt Binswanger.
Schweiz und China arbeiten an Ausweitung des Freihandelsabkommens
Nau.ch hat auch China-Experte Ralph Weber von der Uni Basel befragt. Sein Forschungsinteresse liegt unter anderem auf der Geschichte und der Gegenwart der Schweiz-China-Beziehungen.

Weber erinnert daran, dass die Schweiz bereits seit 2014 ein umfassendes Freihandelsabkommen mit China habe. Über eine Ausweitung des Abkommens werde momentan diskutiert.
Weber: «Die US-Zölle könnten bewirken, dass die Schweiz nun bereit ist, in diesen Nachverhandlungen China gegenüber grössere Zugeständnisse zu machen.»
Schiessen die USA mit ihren hohen Zöllen also ein Eigentor? Wird China von den weltweiten US-Zöllen sogar profitieren?
Binswanger denkt, die USA könnten sich mit ihren Mega-Zöllen durchaus selber schaden: «Längerfristig könnte China tatsächlich von den Zöllen profitieren, da China bei verschiedenen Produkten den USA den Rang abläuft.»
Der Ökonom denkt da vor allem an Elektroautos, Solarmodule oder die Verarbeitung seltener Erden. Diese Entwicklung beschleunige sich durch die Zölle. «Immer mehr Produkte werden in China besser und billiger produziert», so Binswanger.
Wirtschaftliche Beziehungen mit China sind nicht unproblematisch
China möge im Vergleich zu den USA laut China-Experte Weber tatsächlich stabiler scheinen. «Das Regime in Peking wird versuchen, den globalpolitischen Schaden, den Trump gerade anrichtet, propagandistisch auszunutzen.»
Weber erinnert aber auch daran, dass Wirtschaftsbeziehungen mit China nicht unproblematisch sind. Er nennt beispielsweise die starke Repression und die Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang mit den Uiguren. Aber auch die generellen Probleme in Sachen Arbeitsbedingungen.
Experte: Schweiz darf nicht «Werkzeug chinesischer Interessen» werden
Viele Wirtschaftsakteure stünden zudem vor weiteren Herausforderungen, welche etwa ungewollten Wissenstransfer betreffen. Weber: «Oder auch Unvorhersehbarkeit, die mit neueren Gesetzen – von Datenschutz bis zu Anti-Spionage – einhergeht.»
Letztlich seien Wirtschaftsbeziehungen mit Ländern, in denen wenig oder keine Rechtsstaatlichkeit besteht, mit besonderen Risiken behaftet.
Auch Ökonom Binswanger sieht im Handel mit China einige Risiken: «China ist auch ein Überwachungsstaat, welcher seine Möglichkeiten nutzt, mithilfe digitaler Technik und KI Informationen zu sammeln.»
Deshalb sei es gefährlich, sich von chinesischer Technologie abhängig zu machen. Die Schweiz müsse aufpassen, dass strategisch wichtige Branchen «resilient bleiben» und nicht zu einem «Werkzeug chinesischer Interessen» werden.