Wiesenthal Zentrum lobt Einsatz Deutschlands gegen NS Verbrecher
Das Wiesenthal-Zentrum in Jerusalem sieht beim deutschen Einsatz gegen NS-Verbrecher «erhebliche Fortschritte».

Das Wichtigste in Kürze
- Deutschland bekam beim Einsatz gegen NS-Verbrecher gute Noten.
- Schlecht schnitten dagegen Österreich, Norwegen, Schweden, Litauen und Ukraine ab.
Das Wiesenthal-Zentrum hat den Einsatz der deutschen Justiz gegen NS-Verbrecher in den vergangenen Jahren hervorgehoben. In einem Jahresbericht, der zum Internationalen Holocaust-Gedenktag heute Sonntag veröffentlicht wurde, ist die Rede von «erheblichen Fortschritten vor allem in Deutschland». Schlechte Noten bekamen dagegen Länder wie Norwegen, Schweden, Österreich, Litauen und die Ukraine.
In Deutschland gebe es seit knapp einem Jahrzehnt eine «dramatische Veränderung» in der Strafverfolgung von NS-Verbrechern, heisst es in dem Bericht. Seit dem Urteil gegen den KZ-Aufseher John Demjanjuk 2011 besteht die Justiz nicht mehr auf dem oft unmöglichen Nachweis individueller Schuld. Es reicht der Beweis, dass eine Person in einem Nazi-Todeslager oder in den Einsatzgruppen gedient hat.
1977 gegründet
Das 1977 gegründete Wiesenthal-Zentrum ist mit der weltweiten Suche nach untergetauchten Nazi-Verbrechern und Kollaborateuren bekannt geworden.
Der Bericht bezieht sich auf den Zeitraum vom 1. April 2017 bis zum 31. März 2018.
In der Zeit habe Kanada einem ehemaligen Mitglied der Einsatzgruppe D die Staatsangehörigkeit entzogen. Helmut Oberlander, der am Massenmord an Juden in der südlichen Ukraine beteiligt gewesen sein soll, hat die Entscheidung inzwischen angefochten.
Drei Klagen in Deutschland
In Deutschland seien in dem Zeitraum drei Klagen eingereicht worden und in Polen ein Auslieferungsgesuch. Seit Anfang 2001 habe es damit insgesamt 105 Verurteilungen von NS-Verbrechern gegeben, die meisten davon in Italien (46) und in den USA (39). In dem Zeitraum sei in 105 Fällen Anklage erhoben worden.
Durch die längere Lebenserwartung und die gute medizinische Versorgung sei es möglich, auch ältere NS-Verbrecher zur Verantwortung zu ziehen. Dies gelte vor allem für Länder wie Deutschland und Österreich. Dort lebten die meisten Personen, die während des Zweiten Weltkriegs Verbrechen begangen hätten.