Durch den seit sieben Jahren andauernden Krieg im Jemen werden nach UN-Schätzungen bis zum Ende dieses Jahres etwa 377'000 Menschen gestorben sein.
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Flüchtlingsmädchen in einem Vertriebenenlager im Jemen - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • UNDP: Vor allem kleine Kinder von indirekten Folgen des Konflikts betroffen.

Während die Zahl der durch Kämpfe Getöteten bis Ende des Jahres voraussichtlich auf 150.000 steigen werde, würden zugleich 227.000 Menschen Opfer der Folgen von Wassermangel, Hunger und Krankheit, heisst es in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP).

Die meisten indirekt durch den Krieg Getöteten seien kleine Kinder, heisst es in dem Bericht. «Im Jahr 2021 stirbt alle neun Minuten ein Kind unter fünf Jahren wegen des Konflikts.»

Sollte der Konflikt nicht befriedet werden, würden bis 2030 etwa 1,3 Millionen Menschen durch den Krieg gestorben sein, warnte das UNDP. Dabei werde der Anteil jener Menschen wachsen, die als Folge von «Nebeneffekten» des Krieges wie steigenden Lebensmittelpreisen und der Verschlechterung der medizinischen Versorgung sterben.

Hoffnung für den Jemen, das eines der ärmsten Länder der Welt und das ärmste Land in der Region ist, gebe es nach Ansicht des UNDP nur bei einem sofortigen Ende des Krieges. In diesem Fall könnte das Land nach Einschätzung der Experten bis 2050 den Status eines Landes mit mittlerem Einkommen erreichen. Aktuell befinde sich das Land aber in einer Abwärtsspirale.

Im Jemen herrscht seit 2015 Krieg zwischen den von Saudi-Arabien und anderen Staaten unterstützten Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi und den schiitischen Huthi-Rebellen, die vom Iran unterstützt werden. In den vergangenen Wochen spitzten sich die Kämpfe an mehreren Fronten wieder zu. Am schwersten betroffen ist die strategisch wichtige Stadt Marib, die letzte Hochburg von Hadis Regierung im Norden des Landes. Bei den Kämpfen um Marib wurden in den vergangenen Wochen tausende Kämpfer beider Seiten getötet.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) zeigte sich am Dienstag «zutiefst besorgt um die Sicherheit von Zivilisten in der Region Marib, einschliesslich über einer Million Menschen, die als vertrieben gelten». Laut UNHCR-Sprecherin Shabia Mantoo mussten seit September 40.000 Menschen aus Marib ihre Heimatorte verlassen. Die gesundheitlichen Bedingungen für die Vertriebenen beschrieb sie als miserabel. Unter anderem kursierten Malaria, schwere Durchfall- und Atemwegserkrankungen unter den Menschen.

Der Konflikt im Jemen gilt als grösste humanitäre Katastrophe der Welt. Nach Angaben des UNDP sind 80 Prozent der Bevölkerung des Landes auf humanitäre Unterstützung angewiesen. «Die Wirtschaft steht vor dem Kollaps», betonen die Autoren des Berichts.

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