UN: weniger Hilfe für Flüchtlinge kann Migration befeuern
Wegen massiver Kürzungen droht das UNHCR, rund 11,6 Millionen Menschen nicht mehr wie gewohnt unterstützen zu können – ein Drittel der bisher Erreichten.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) kann womöglich 11,6 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene weltweit nicht mehr wie gewohnt unterstützen. Hintergrund seien die massiven Kürzungen von humanitärer Hilfe, berichtete die Organisation in Genf. Die Zahl entspricht einem Drittel der Menschen, die das UNHCR 2024 erreicht hat.
«Die finanzielle Hilfe und die Bereitstellung von Nothilfegütern wurden weltweit um 60 Prozent gekürzt», teilte das UNHCR mit. Gekürzt hätten neben den USA unter anderem auch Schweden, Frankreich und die Vereinigten Arabischen Emirate. Die EU, Kanada und andere Geber hätten ihre Zuwendungen aufgestockt. Das geplante Budget für 2025 – 10,6 Milliarden Dollar (9,1 Mrd. Euro) – sei erst zu 23 Prozent gedeckt.
Auswirkungen der Kürzungen
Im Südsudan hätten dreiviertel der Rückzugsorte für Frauen und Mädchen geschlossen werden müssen. Dort seien unter anderem Vergewaltigungsopfer betreut worden, so das UNHCR. In Afghanistan könnten nur noch halb so viele Frauen unterstützt werden, nach derzeitigen Schätzungen 45.000.
In beiden Ländern geht es unter anderem um psychologische Unterstützung, Ausbildungen, um den Lebensunterhalt zu verdienen, und Schulbildung für Minderjährige. Wer keine Unterstützung in Nachbarländern finde, mache sich häufig auf lange und gefährliche Wege auf der Suche nach Schutz.
Flüchtlingsbewegung nach Europa
In Libyen, von wo aus viele Menschen versuchen, über das Mittelmeer Europa zu erreichen, seien in diesem Jahr schon mehr Menschen aus dem Sudan als in Vorjahren zu diesem Zeitpunkt angekommen. Unter den Ankömmlingen in Europa machten sie nur fünf Prozent aus, sagte eine UNHCR-Sprecherin. Ihre Zahl sei aber um 170 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.