Rechtsradikale Gruppe breitet sich in Russland aus
In Russland befindet sich eine rechtsradikale Gruppe im Aufwind. Sie führt rechtswidrige Razzien durch – und wird von den Behörden toleriert.

Das Wichtigste in Kürze
- In Russland erhält eine Gruppierung mit rechtsradikalem Gedankengut Aufwind.
- Die Männer führen rechtswidrige «Razzien» durch und bringen Migranten zur Polizei.
- Die Gruppe wird vom Kreml nicht nur toleriert, sondern von hohen Funktionären gar gelobt.
Russische Oppositionelle leben heute grösstenteils im Exil. In ihrem Heimatland droht ihnen Verfolgung und Verhaftung.
Einer der bekanntesten russischen Oppositionellen war Alexej Nawalny: Er starb im Februar 2024 in einem Straflager in Sibirien.
Doch obwohl der Kreml keine echte Opposition zulässt, gestattet er einer rechtsradikalen Bewegung, sich auszubreiten, wie SRF berichtet.
Diese Gruppe nennt sich «Russische Gemeinschaft» und führt regelmässig rechtswidrige «Razzien» gegen Migrantinnen und Migranten aus Zentralasien durch.
Rechtsradikale bringen Migranten zur Polizei
Die Rechtsradikalen kommen jeweils in Wohnheime oder Teestuben und verlangen, dass die Migranten ihre Ausweise herausrücken.
Glauben die Männer, dass mit diesen etwas nicht stimmt, bringen sie die Migranten auf den Polizeiposten.
Die Behörden arbeiten oft aktiv mit der «Russischen Gemeinschaft» zusammen. Dabei dürfen deren Mitglieder als Normalbürger eigentlich keine Personenkontrollen durchführen.
Einer der Rechtsradikalen, Sergei, spricht mit SRF über die Beweggründe der Gruppe: «Wir wollen unsere Wurzeln wiederentdecken. Das orthodoxe Christentum, das Nächstenliebe lehrt. Wir helfen einander.»
Mit ihren Streifgängen wollen sie den Leuten helfen, die sich «um ihre Sicherheit sorgen». Hintergrund ist eine vermeintliche «Invasion», wie Sergei es nennt, von Arbeitsmigrantinnen und -migranten aus Zentralasien.
«Darum patrouillieren wir im Quartier», stellt er klar. «Wer sich daneben benimmt, wird verwarnt. Wenn er nicht hören will, holen wir die Behörden.»
Behörden tolerieren «Russische Gemeinschaft»
Die «Russische Gemeinschaft» wird nicht nur von den Behörden in Ruhe gelassen, sondern teils auch gedeckt.
Hohe Kremlfunktionäre loben die Gruppe. Und das russische Kirchenoberhaupt Patriarch Kirill nahm gar an einem religiösen Umzug der Rechtsradikalen teil.
Dass diese Gruppe vom Kreml toleriert wird, erstaunt sogar den prominenten russischen Rechtsaussen-Politiker Dmitri Djomuschkin. Denn früher seien solche Gruppierungen vom Staatsapparat unterdrückt worden.
Auch Djomuschkins Parteien wurden damals verboten. Zwei Jahre verbrachte er hinter Gittern.
Er erklärt: «In Russland ist die echte Opposition zerschlagen, egal ob links oder rechts. Nur loyale Gruppen dürfen existieren.»
Diese müssten den Krieg befürworten und sich gegen echte Kritiker stellen. Von der «Russischen Gemeinschaft» hält Djomuschkin nur wenig.
Will Kreml Bevölkerung mit Rechtspopulismus für Krieg mobilisieren?
Ihre Aufgabe sei es wohl, nach dem Verbot der Rechtsaussen-Parteien die rechten Stimmen zu binden.
Doch an eine Zukunft der Gruppe glaubt Djomuschkin nicht. «Der Kreml vernichtet solche Organisationen, sobald sie ihm nicht mehr nützlich sind. Dann rechnet er mit ihnen ab.»
Aktuell deute vieles darauf hin, dass der Kreml hoffe, die Bevölkerung mit Rechtspopulismus für den Ukraine-Krieg zu mobilisieren.