Sie sollen gegen die Regeln der Berichterstattung verstossen haben: Australische Medien stehen nun wegen des George Pell-Prozesses vor Gericht.
Papst
Kardinal Pell mit dem Papst am 12. Oktober 2020. - AFP
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Der australische Kardinal George Pell wurde wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt.
  • Nun stehen die grössten Medienhäuser Australiens bezüglich des Falls vor Gericht.
  • Sie hätten im Pell-Prozess gegen die nächtliche Nachtsperre verstossen.

Nach dem aufsehenerregenden Missbrauchsprozess gegen den australischen Kardinal George Pell stehen seit Montag mehrere Medien vor Gericht. Sie sollen gegen die Regeln zur Berichterstattung verstossen haben.

Angeklagt sind die grössten Medienunternehmen Australiens sowie 18 Journalisten. Sie alle sollen gegen eine von der Justiz in dem Pell-Prozess verhängte Nachrichtensperre verstossen haben. In dieser Zeit besteht nämlich ein Berichterstattungs-Verbot.

Missbrauch von zwei Chorknaben

Den Medien war 2018 verboten worden, über den Schuldspruch in einem ersten Missbrauchsprozess gegen Kardinal George Pell zu berichten. Der Kardinal war dabei wegen sexuellen Missbrauchs von zwei Chorknaben zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Mit dem Berichterstattungsverbot über das Urteil sollte verhindert werden, dass Geschworene in einem damals noch anstehenden zweiten Prozess beeinflusst werden.

Nach Angaben der Staatsanwältin Lisa de Ferrari verstiessen die angeklagten Medien und Journalisten gegen dieses Verbot folgendermassen: Sie haben in kryptischen Meldungen Leser dazu «eingeladen», in anderen, ausländischen Medien über Pells Verurteilung zu lesen.

George Pell
In diesem Aktenfoto vom 27. Februar 2019 trifft Kardinal George Pell am 27. Februar 2019 am County Court in Melbourne, Australien, ein. - keystone

Unter anderem hatte die Zeitung «Herald Sun» aus Melbourne auf ihrer ersten Seite das Wort «ZENSIERT» gedruckt und ausgeführt: «Die Welt liest eine sehr wichtige Geschichte, die für Menschen in Victoria relevant ist.» Den Angeklagten drohen nun laut Gesetz Geld- und auch Haftstrafen.

Pell war der ranghöchste katholische Geistliche weltweit, der im Zuge der Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche verurteilt wurde. Er hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen - und bekam Anfang April dieses Jahres Recht: Das Oberste Gericht Australiens hob das Urteil gegen den früheren Finanzchef des Vatikans letztinstanzlich in allen Punkten auf. Pell wurde inzwischen auch wieder von Papst Franziskus im Vatikan empfangen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

HaftFerrariGesetzPapstVatikanGericht