Marokko: Feministin wegen «Allah ist lesbisch»-Shirt verhaftet

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Morokko,

In Marokko ist das Beleidigen des Islam unter Strafe gestellt. Einer bekannten Feministin droht deshalb nun eine Haftstrafe.

Ibtissame Lachgar
Ibtissame Lachgar sitzt wegen diesem T-Shirt in ihrer Heimat Marokko in Untersuchungshaft. - X/Ibtissame Lachgar

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine marokkanische Feministin wurde wegen eines «Allah ist lesbisch»-Shirts verhaftet.
  • Der Aktivistin droht eine Gefängnisstrafe und eine hohe Geldstrafe in Marokko.
  • Ibtissame Lachgar setzt sich für LGBTQ-Rechte und die Trennung von Staat und Religion ein.

Ein provokanter Spruch auf ihrem T-Shirt wurde ihr zum Verhängnis: In Marokko hat die Justizpolizei die bekannte Aktivistin und Feministin Ibtissame Lachgar festgenommen, wie «Morocco World News» berichtet.

Der Grund: Sie trug ein T-Shirt mit der Aufschrift «Allah is lesbian» (zu Deutsch: «Allah ist lesbisch»). Und Lachgar posierte damit Ende Juli auf Social Media.

Der Aufschrei in Marokko war gross: Ihre Aussage wurde als blasphemisch empfunden – also als Gotteslästerung.

Zu den Marokkanern, die auf den kontroversen Vorfall reagierten, gehörte auch der ehemalige Justizminister Mustapha Ramid.

Er sei zwar nicht für eine übermässige Überwachung der Meinungsäusserung, betonte er. Aber es dürfe keine Toleranz für Beleidigungen und beleidigende Bemerkungen gegenüber einer Religion geben.

Aktivistin droht bis zu zwei Jahre Haft

Die Justizpolizei reagierte schnell und steckte die 50-Jährige in Untersuchungshaft.

In einer Erklärung vor dem Gericht in der marokkanischen Hauptstadt Rabat am Sonntag hiess es: «Die Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung in dieser Angelegenheit angeordnet. Aufgrund ihrer Notwendigkeit wurde die betroffene Frau gemäss dem Gesetz unter gerichtliche Aufsicht gestellt.»

Warst du schon einmal in Marokko?

Der Feministin droht nun Knast für den Allah-Spruch: Laut Gesetz wird jeder, der den Islam beleidigt, mit einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten bis zu zwei Jahren bestraft.

Zudem droht ihr eine Geldstrafe von bis zu 200'000 Dirham. Das sind umgerechnet rund 17'886 Franken.

Marokkanische Feministin betrachtet den Islam als faschistisch

Ibtissam Lachgar ist in Marokko eine bekannte Feministin und Verfechterin von LGBTQ-Rechten. Sie setzt sich zudem für die Trennung von Staat und Religion ein.

Der Islam sei «wie jede Ideologie» faschistisch und frauenfeindlich, wie sie auf Social Media schrieb. Darüber hinaus engagiert sie sich für die Legalisierung von Abtreibungen.

Lachgar gründete 2009 für ihre Anliegen das «Mouvement alternatif pour les libertés individuelles». Zu Deutsch: «Alternative Bewegung für individuelle Freiheiten.»

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