Nach der erzwungenen Landung eines Passagierflugzeugs in Belarus lanciert die Schweiz eine neue Sanktionsliste. Darauf ist auch Lukaschenkos Sohn.
Immer näher reichen die Belarus-Sanktionen der Schweiz und der EU an Machthaber Alexander Lukaschenko, den «letzten Diktator Europas». (Aufnahme vom Dezember 2020)
Immer näher reichen die Belarus-Sanktionen der Schweiz und der EU an Machthaber Alexander Lukaschenko, den «letzten Diktator Europas». (Aufnahme vom Dezember 2020) - sda - KEYSTONE/AP POOL BelTa/MAXIM GUCHEK
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Sohn Lukaschenkos steht auf der erweiterten Sanktionsliste der Schweiz.
  • Nach der erzwungenen Landung eines Flugzeugs zieht die Schweiz ihre Konsequenzen daraus.
  • Neu stehen 78 Personen und sieben Enitäten auf der Sanktionsliste.

Die Schweiz hat nach der erzwungenen Landung eines Passagierflugzeugs in Minsk die Sanktionen gegen die frühere Sowjetrepublik Belarus ausgeweitet. Neu wurden 78 Personen und sieben Entitäten der Sanktionenliste hinzugefügt.

Unter den Betroffenen ist auch der Sohn von Machthaber Alexander Lukaschenko, Dmitri Alexandrowitsch Lukaschenko, sowie dessen Schwiegertochter, Lilja Walerewna Lukaschenka. Dies teilte das Staatssekretariat für Wirtschaft (seco) am Mittwoch mit. Die Sanktionen treten um 18 Uhr in Kraft. Damit folgt die Schweiz den EU-Staaten, die sich am Montag vergangener Woche auf ähnliche Sanktionen geeinigt hatten.

Mehr als 100 Passagiere an Bord

Als Antwort auf die EU-Sanktionen hatte Belarus umgehend Gegenmassnahmen ergriffen: Die ehemalige Sowjetrepublik verabschiedete sich aus dem EU-Programm der sogenannten östlichen Partnerschaft, wie das Aussenministerium in Minsk bekanntgab.

Damit beteilige sich das Land künftig nicht mehr am Kampf gegen illegale Migration und organisierte Kriminalität, hiess es. Ausserdem wurden Einreiseverbote gegen Vertreter von «EU-Strukturen» und einzelnen Mitgliedsländern verhängt.

Alexander Lukaschenko
Alexander Lukaschenko (l) und Wladimir Putin treffen sich am Freitag in Sotschi am Schwarzen Meer. Foto: -/Pool EPA/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Die Behörden der autoritär regierten Republik Belarus hatten am 23. Mai ein Ryanair-Flugzeug auf dem Weg von Griechenland nach Litauen mit Hilfe eines Kampfjets zur Landung in der Hauptstadt Minsk gebracht – angeblich wegen einer Bombendrohung.

Mehr als 100 Menschen waren an Bord, darunter der regimekritische Blogger Roman Protassewitsch und dessen Freundin Sofia Sapega. Beide wurden verhaftet. Die meisten übrigen Passagiere reisten nach stundenlanger Verzögerung weiter nach Vilnius in Litauen. Die mutmassliche Bombenmeldung stellte sich als Fehlalarm heraus.

Swiss mied belarussischen Luftraum

Nach Angaben der Staatsagentur Belta hatte Lukaschenko nach dem Alarm selbst das Kommando gegeben, das Flugzeug in Minsk landen zu lassen.

Fluglinie Belavia
Ein Mann steigt am Flughafen in Minsk (Weissrussland) in ein Flugzeug der Airline Belavia. - dpa

Die Schweiz hatte bereits unmittelbar nach dem Zwischenfall die sofortige Freilassung des Oppositionellen Protassewitsch gefordert. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) verlangte zudem eine gründliche Untersuchung des Vorfalls.

Die Fluggesellschaft Swiss flog danach nicht mehr durch den belarussischen Luftraum. Die Konzernmutter Lufthansa teilte schon vor der Entscheidung der EU-Staaten mit, dass sie «aufgrund der aktuell dynamischen Lage» die «Operation im weissrussischen Luftraum» vorerst aussetze. Am Mittwoch stoppte zudem das US-Verkehrsministerium den Verkauf von Tickets für Flüge zwischen den USA und Belarus.

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