Grossmufti von Saudi-Arabien verstorben
Saudi-Arabien trauert um den höchsten muslimischen Geistlichen: Grossmufti Scheich Abdelasis al-Scheich. Er wurde 82 Jahre alt.

Der höchste muslimische Geistliche Saudi-Arabiens, Grossmufti Scheich Abdelasis al-Scheich, ist im Alter von 82 Jahren gestorben. Das teilte der Königshof der Staatsagentur SPA zufolge mit.
Das Königreich und Muslime weltweit hätten mit ihm einen «bedeutenden Gelehrten» verloren, der wichtige Beiträge zum Islam, für Muslime und die Wissenschaft geleistet habe, hiess es. Die Trauerfeier soll heute am Nachmittag in der Grossen Moschee von Riad stattfinden.
Seit 1999 ist er im Amt als Grossmufti
Al-Scheich wurde 1943 in der für Muslime heiligen Stadt Mekka geboren. Er wuchs als Waisenkind auf und erblindete als junger Mann.
Er studierte islamisches Recht, predigte an Moscheen in Riad und veröffentlichte unter anderem Fatwas, also Gutachten zu religiösen Fragen als eine Art Anleitung für Muslime im Alltag. Das Amt des Grossmuftis bekleidete er seit 1999.
Gegengewicht zum faktischen Herrscher
Die Gesellschaft Saudi-Arabiens ist geprägt vom Wahhabismus, einer extrem konservativen und puritanischen Lesart des Islam. Als dessen Vertreter wurde al-Scheich zu einer Art Gegengewicht zum faktischen Herrscher des Landes, Kronprinz Mohammed bin Salman.
Dieser treibt einen Reformkurs eines eher «moderaten Islams» voran, in dem einige der strengen Vorschriften für das öffentliche Leben gelockert wurden, etwa zur strikten Trennung von Männern und Frauen oder zur Unterhaltung – gegen religiösen Widerstand.
Vielfache Debatten
Al-Scheichs Positionen führten vielfach zu Debatten. 2011 sprach er sich dagegen aus, Frauen in Geschäften arbeiten zu lassen, weil sie dort zu sehr mit Männern in Kontakt kämen.
Eine Anstellung von Frauen im Geschäft sei deshalb ein «Verbrechen und respektlos». Zugleich lobte er etwa den Schritt von 2015, Frauen bei Kommunalwahlen antreten zu lassen.
Schach sei «ein Werk des Teufels»
Einige Fatwas al-Scheichs wurden im Rahmen der Öffnung in einigen Fällen auch faktisch ignoriert. 2016 machte er etwa Schlagzeilen mit einer Fatwa, nach der Schach als «ein Werk des Teufels» zu verstehen sei und im Islam verboten.
Im Jahr darauf lud das Land dennoch erstmals zur Schach-Weltmeisterschaft. 2017 sagte al-Scheich, Kinos und Konzerte würden die «Tür zum Bösen» öffnen.
Bald darauf öffnete das erste kommerzielle Kino im Land nach einem mehr als 30 Jahre langen Verbot, auch grosse Konzerte sind heute üblich.