Die Wehrmacht wollte im Sommer 1942 auch den Kaukasus einnehmen. Dabei starben Hunderttausende Zivilisten und Soldaten auf beiden Seiten.
Russische und deutsche Gebirgsjäger auf der gemeinsamen Suche nach Weltkriegsgräbern. Im Hintergrund der Berg Elbrus.
Russische und deutsche Gebirgsjäger auf der gemeinsamen Suche nach Weltkriegsgräbern. Im Hintergrund der Berg Elbrus. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Nordkaukasus suchen deutsche und russische Gebirgsjäger nach Gräbern.
  • Viele Zivilisten und Soldaten starben in diesem Gebiet während des Zweiten Weltkriegs.

Deutsche und russische Gebirgsjäger suchen in einem abgelegenen Gletschergebiet im Nordkaukasus nach Überresten von gefallenen Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg. Nahe der georgischen Grenze hätten sie aller Wahrscheinlichkeit nach zwei Friedhöfe gefunden, bestätigte die Generalsekretärin des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Daniela Schily, der Deutschen Presse-Agentur. «Wir sind uns sicher, dass wir die exakten Stellen ausfindig gemacht haben», sagte Schily, die an der Expedition teilgenommen hat.

In einer Höhe von rund 2600 Metern nahe der georgischen Grenze am Kluchor-Pass habe man auch einen grösseren Friedhof der Wehrmacht ausfindig gemacht, wo bis zu 200 Gräber liegen sollen. Der kleinere Friedhof könnte nach einem Lawinenabgang abgerutscht sein. «Wir gehen eigentlich nicht davon aus, dass wir hier noch Knochen finden werden», sagte Schily.

Während der sogenannten Sommeroffensive im Juli 1942 stiess die Wehrmacht bis zum Kaukasus vor. Bereits wenige Monate später begann der deutsche Rückzug aus der Region. Rund 130'000 deutsche und mehr als 340'000 sowjetische Soldaten und Zivilisten starben bei der Offensive. Nach Angaben des Volksbundes wurden bislang knapp 18'000 Deutsche geborgen und auf dem Sammelfriedhof in Apscheronsk in Südrussland bestattet, der vor genau zehn Jahren eingeweiht worden war. Am Samstag soll in Apscheronsk bei einer Gedenkfeier an die Gefallenen erinnert werden. Tausende gelten weiterhin als vermisst.

Der Volksbund arbeitet seit rund 25 Jahren gemeinsam im Auftrag der Bundesregierung mit russischen Behörden zusammen. Werden Überreste gefunden und mit Hilfe von Erkennungsmarken und Dokumenten eindeutig identifiziert, werden Angehörige kontaktiert und die Gebeine umgebettet.

Durch das Abschmelzen der Gletscher

Die Expedition im Elbrus-Massiv sei erst durch das Abschmelzen der Gletscher möglich geworden, hiess es vom Volksbund. Zudem habe der Konflikt um die abtrünnige georgische Provinz Abchasien die Planung in der Grenzregion erschwert. Insgesamt seien zwölf Gebirgsjäger im Einsatz gewesen, die erste Expedition habe zehn Tage gedauert. Die Suche soll jedoch fortgesetzt werden. Bei dem Einsatz stütze man sich auf Fotos und Pläne der Wehrmacht, die die Lage der Friedhöfe eindeutig zeigten. «Wir haben auch Patronen und Gewehre entdeckt. Es ist klar, dass wir an der richtigen Stelle gesucht haben», sagte Schily. Auch Zeitzeugen hätten dies bestätigt.

Ausgangspunkt waren Hinweise eines Russen, der vor rund zwei Jahren angeblich beim Wandern im Eis Knochen von Soldaten entdeckt und dies einem russischen Boulevard-Blatt mitgeteilt hatte. Daraufhin sei auch der Volksbund auf diesen möglichen Fund aufmerksam geworden, sagte Schily. Die Gebirgsjäger hätten jedoch trotz der Koordinaten des Wanderers die Gebeine nicht entdeckt. «Das kann viele Gründe haben: Vielleicht wurden sie schon entfernt, Tiere könnten sie gefunden haben oder der Mann hat eine falsche Stelle angegeben», sagte Schily. «Wir sind es aber den Angehörigen schuldig, weiter zu suchen.»

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