Bereits mehr als 20 Tote bei Protesten gegen Einbürgerungsgesetz in Indien
Bei gewaltsamen Protesten gegen die Reform des Einbürgerungsgesetzes sind in Indien bereits mehr als 20 Menschen getötet worden.

Das Wichtigste in Kürze
- Gesetz schliesst muslimische Einwanderer aus.
Die Zahl der Opfer stieg nach Angaben der Polizei seit Freitag auf mindestens 21, nachdem wieder tausende Menschen im ganzen Land auf die Strasse gegangen waren, um gegen das vom Oberhaus verabschiedete Staatsbürgerschaftsgesetz zu demonstrieren.
Allein am Freitag gab es im nordöstlichen Bundesstaat Uttar Pradesh elf Tote, darunter einen achtjährigen Jungen, der bei einer Panik ums Leben kam. Ein weiterer Demonstrant starb am Samstag nach Zusammenstössen mit der Polizei.
In Patna im östlichen Bundesstaat Bihar erlitten drei Demonstranten Schussverletzungen. Sechs weitere wurden nach Zusammenstössen mit Gegendemonstranten durch Steinschleudern verletzt, teilte die Polizei mit. In Neu Delhi wurden 40 Menschen in Gewahrsam genommen, darunter auch Minderjährige, wie die Sicherheitskräfte der Nachrichtenagentur AFP am Samstag sagten. Die meisten von ihnen seien mittlerweile wieder auf freiem Fuss. Am Freitag hatte es in der Hauptstadt Strassenschlachten zwischen der Polizei und Demonstranten gegeben.
Landesweit wurden seit Beginn der Unruhen vor knapp zwei Wochen mindestens 21 Menschen getötet. Auslöser ist ein am 11. Dezember vom Oberhaus verabschiedetes Staatsbürgerschaftsgesetz. Es sieht für nicht-muslimische Einwanderer aus Indiens Nachbarstaaten Bangladesch, Pakistan und Afghanistan Vereinfachungen bei der Einbürgerung vor.
Kritiker halten der hinduistisch-nationalistischen Partei BJP von Premierminister Narendra Modi vor, mit der Neuregelung Muslime zu diskriminieren. Indien hat eine mehrheitlich hinduistische Bevölkerung von insgesamt 1,3 Milliarden Menschen, von denen rund 200 Millionen Muslime sind. Der BJP-Generalsekretär Bhupender Yadav sagte Reportern am Samstag, seine Partei werde «eine Aufklärungskampagne starten» und 1000 Kundgebungen abhalten, um «Lügen» über das Gesetz zu zerstreuen.
Die Behörden versuchten unterdessen, die Massenproteste mit allen Mitteln einzudämmen. Sie erliessen Notstandsgesetze, blockierten den Internetzugang und schlossen Geschäfte im ganzen Land. Die Demonstranten wollen jedoch weiter auf die Strasse gehen, bis das Gesetz wieder aufgehoben wird.