Ernährungsprogramm zu Gaza-Lufthilfe: Teuer und riskant
Der Abwurf von Hilfsgütern über dem Gazastreifen ist aus Sicht des Welternährungsprogramms (WFP) komplett unzureichend.

«Luftabwürfe wirken in dieser Lage wie Pflaster auf offene Wunden: teuer, riskant und kaum steuerbar», sagte der Vertreter des UN-Programms in Deutschland, Österreich und Liechtenstein, Martin Frick, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.
WFP: Hohes Verletzungsrisiko, hohe Kosten
«In überfüllten humanitären Zonen ist eine geordnete Verteilung mit Hilfsgütern, die aus der Luft kommen, kaum möglich – das Verletzungsrisiko ist hoch, die Kosten sind 34-mal höher als bei Landtransporten», so Frick.
Die Bundeswehr will heute erneut Güter über dem Gazastreifen abwerfen. Auch andere Staaten tun dies derzeit, um hungernde Menschen am Boden zu erreichen.
«Schlimmster Hunger seit Beginn des Krieges»
Die humanitäre Krise in Gaza habe «eine neue Dimension des Grauens» erreicht, beklagte Frick. «Wir sehen den schlimmsten Hunger seit Beginn des Krieges: Jeder Dritte hat tagelang nichts gegessen, eine halbe Million Menschen steht am Rand des Verhungerns. Kinder sterben bereits an Mangelernährung.»
Nach wochenlanger Blockade seien die WFP-Lagerhäuser im Gazastreifen leer, sagte Frick. Lastwagen des Programms stünden stundenlang an Checkpoints, weil Genehmigungen schleppend erteilt würden, oder müssten gefährliche Routen durch aktive Kampfzonen nehmen.
Frick: Viel mehr humanitäre Hilfe über Landweg wäre möglich
«Wir haben bewiesen, dass humanitäre Hilfe in grossem Umfang in Gaza über den Landweg möglich ist – wenn man uns arbeiten lässt», betonte Frick. Während der Waffenruhe habe das WFP täglich bis zu 700 Lastwagen in den Gazastreifen bringen und über 400 Verteilpunkte gezielt mit Hilfsgütern versorgen können.
«Das stellt sicher, dass Hilfe bei den Menschen ankommt, die sie am dringendsten benötigen – Kinder, Schwangere, alte Menschen oder Menschen mit Behinderung.» Mehr als 170'000 Tonnen an Lebensmitteln befänden sich in Grenznähe oder seien auf dem Weg – genug, um die gesamte Bevölkerung Gazas drei Monate lang zu versorgen.
«Was wir brauchen, sind offene Grenzübergänge, schnelle Genehmigungen und sichere Korridore – ohne bewaffnete Präsenz. Mindestens 100 Lastwagen täglich, über alle verfügbaren Routen, mit klarer Koordination», forderte Frick. «Nur so können wir das Vertrauen der Menschen zurückgewinnen, Suppenküchen und Bäckereien wieder öffnen und eine Hungersnot abwenden.»